WTS und FAS kämpfen um Dax 30-Kunden

Nach ihrer Fusion blasen die Steuerberatung WTS und die Financial-Advisory-Boutique FAS zum Angriff auf die Giganten der Consultingindustrie. Das mittelständische Beratungshaus will den Big Four und den Strategieberatern Kunden aus dem Dax 30 abjagen, schreibt das Finance Magazin.

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Der Beratungsmarkt steckt dank der Digitalisierung voller lukrativer Aufträge. Doch gerade kleine und mittelständische Beratungshäuser haben vor allem bei den Großaufträgen häufig keine Chance: Die gut bezahlten Mandate gehen an die Beratungssparten der Big Four in der Wirtschaftsprüfung – also KPMG, PwC, Deloitte und EY – oder an die Branchenriesen der Managementberatung McKinsey, BCG und Bain. Kleine Consultants können nur über den Weg einer Fusion versuchen, in das Big Business einzusteigen.

Genau diesen Weg schlugen im Sommer 2017 die Steuerberatung WTS und die Financial-Advisory-Boutique FAS ein. WTS ist jetzt Mehrheitsgesellschafter bei FAS, gemeinsam wollen sie den Big Four der Wirtschaftsprüferbranche und den Strategieberatern die Kunden aus dem Dax 30 streitig machen, schreibt das Finance Magazin. Dabei soll WTS weiterhin das Aushängeschild für die Steuerberatung bleiben, FAS soll sich im Consultinggeschäft rund um das Thema Financial Advisory Services positionieren.

Die Ausgangsbasis ist gut. WTS setzt mit der Steuerberatung pro Jahr 100 Millionen Euro um und ist damit schon heute die fünftgrößte Steuerberatung Deutschlands. Hinzu kommt: Mehr als 70 Prozent der Dax 30-Unternehmen betreut WTS schon jetzt in der Steuerberatung, sagt WTS-Chef Fritz Esterer – zu den Mandanten in der Oberliga zählen etwa Siemens und die Deutsche Post. Auch außerhalb der Dax 30 konnte WTS schon große Mandate an Land ziehen wie zum Beispiel Epcos oder MAN.

Zudem berät WTS erfolgreich Konzerne beim Outsourcing konzerninterner Steuerabteilungen. WTS selbst ist aus einem solchen Auslagerungsprozess entstanden, als Ausgründung aus Siemens im Jahr 2000.

Wachstum versprechen sich die frisch fusionierten Partner auch von der dritten Säule ihres Geschäftsmodells. Zuletzt trug die Sparte Financial-Advisory-Services zwar gerade einmal acht Millionen Euro zum Gesamtumsatz von WTS bei. Doch nach der Übernahme der rund 60 FAS-Berater soll sich das schon bald ändern. Die kleine, aber feine Boutique setzte bislang rund elf Millionen Euro vor allem mit ihren Beratungsschwerpunkten IFRS (darunter Umstellungen auf IFRS und Updates zu IFRS-Regeln), Prozessoptimierungen sowie Transaktionen und Bewertungen um. Gut vertreten war FAS auch bisher schon im SDax und MDax.

Mit zusammen fast 20 Millionen Euro Umsatz und 100 auf Financial Advisory Services spezialisierten Beratern sieht sich FAS-Chef Ingo Weber nach der Fusion mit WTS jetzt über der Benchmark, die notwendig ist, um Großkunden aus dem Dax 30 zu gewinnen. Neben der jetzt für die Durchführung von Großaufträgen geeigneteren Anzahl von Mitarbeitern soll auch das internationale Netzwerk von WTS FAS dabei helfen, Mandate weltweit operierender Unternehmen zu gewinnen.

Bislang war FAS mit acht Standorten im deutschsprachigen Raum präsent. Das internationale Netzwerk von WTS ist in mehr als 100 Ländern aktiv. Das WTS-Netzwerk ähnelt in seinem Aufbau denen der Big Four: Es gibt eine Dachgesellschaft, bei denen Beratungen aus anderen Ländern Mitglied sind.

Punkten wollen beide Partner bei ihren Kunden mit einer konsequenten Zwei-Marken-Strategie: WTS konzentriert sich ganz auf die Steuerberatung, FAS steht auch weiterhin klar für Financial-Advisory-Service. Als Vorteil im Wettbewerb mit den Big Four soll dem neuen Player die Tatsache dienen, dass beide Häuser – weder WTS noch FAS – keine Wirtschaftsprüfung anbieten. „Die Ein-Marken-Strategie der Big Four halte ich für nicht so sinnvoll“, erklärt FAS-Chef Weber. Das verwässere die Marke.

Konzerne, die sich für die Steuerberatung WTS und für das Thema Financial Advisory-Services FAS ins Haus holten, liefen dagegen keine Gefahr, etwaige Konflikte mit der Unabhängigkeit heraufzubeschwören. Tatsächlich kämpfen die Big Four mit dem Problem, dass sie dort, wo sie bereits die Bücher prüfen nur begrenzt auch als Berater auftreten können.

Die Geschäftsziele von WTS und FAS sind ambitioniert: Das fusionierte Beratungshaus will jährlich um 15 Prozent wachsen.

Quelle: finance-magazin.de, 30. November 2017