Für Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer war 2016 ein gutes Jahr. Kein Wunder, wuchs die deutsche Wirtschaft doch mit knapp zwei Prozent im vergangenen Jahr so stark wie seit fünf Jahren nicht mehr. Trotzdem rutschte das Ifo-Beraterklima, das das Münchner Ifo-Institut exklusiv für das Handelsblatt ermittelt, zum Jahresende 2016 in den Keller und lag schließlich kurz vor Jahresende nur noch knapp über dem langjährigen Branchen-Mittelwert.
Zwar geht es den Rechtsanwälten, Steuerberatern und Wirtschaftsprüfern hierzulande weiterhin gut, auch rechnet so gut wie niemand mit einer wirklichen Verschlechterung der Auftragslage, doch die Berufsträger legen offensichtlich eine gewisse professionelle Skepsis an den Tag, wenn es darum geht, die eigenen Geschäftsaussichten in unruhigeren Zeiten einzuschätzen. Grund zum Pessimismus bestehe nicht, betonte Ifo-Ökonom Klaus Wohlrabe gegenüber dem Handelsblatt. Die Beraterbranche erlebe vielmehr so etwas wie eine Phase der Normalisierung. Dreiviertel erwarten weiterhin konstant gut Geschäfte, ein Viertel rechnet sogar mit einer Verbesserung.
Die Auftragslage der deutschen Wirtschaft ist stabil. Dasselbe gelte deshalb auch für die Geschäftslage der steuerberatenden und prüfenden Berufe, so die Einschätzung von Harald Elster, Präsident des Deutschen Steuerberaterverbandes. 2017 erwartet er für seine Branche kein überwältigendes, aber durchaus solides Jahr. Auch Cord Brügmann, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Anwaltvereins (DAV) berichtet, dass die Anwaltschaft angesichts der guten gesamtwirtschaftlichen Lage mit Zuversicht in die Zukunft schaut.
Trotz allem offenbarte die Ifo-Umfrage, dass eine gewisse Unzufriedenheit mit dem aktuellen Auftragsbestand grassiert. Nur 20 Prozent der befragten Anwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer stuften ihren Auftragsbestand im Dezember 2016 noch als „verhältnismäßig hoch“ ein. Im Dezember 2015 hatten dies noch 30 Prozent getan. Immerhin 11 Prozent der Befragten ging im Dezember 2016 davon aus, dass sich ihre Umsätze verschlechtern könnten. Derart pessimistisch blickten im Dezember 2015 nur 2 Prozent der Befragten auf den Start ins neue Jahr.
Ifo-Ökonom Wohlrabe geht davon aus, dass sich 2017 Umsatzsteigerungen eher über Preiserhöhungen als über zusätzliche Aufträge erzielen lassen. Ein Viertel der Beraterfirmen plant denn auch laut Ifo-Umfrage für 2017 Preisanhebungen. Was Bewerber freuen dürfte: Jede sechste Gesellschaft will in den kommenden Monaten neue Mitarbeiter einstellen.
Klaus-Peter Naumann, Sprecher des Vorstands des Instituts der Wirtschaftsprüfer (IDW) geht davon aus, dass seine Branche auch 2017 wie schon in den Vorjahren grundlegendere Veränderungen erleben wird. Hintergrund sind die bereits 2016 in Kraft getretenen Veränderungen in puncto Prüferrotation, aber auch der Trend zur Digitalisierung, der disruptiv ganze Geschäftsmodelle verändert. Viele Wirtschaftsprüfer haben darauf bereits reagiert und bieten ihren Mandanten zusätzliche IT-Beratung an.
Quelle: Handelsblatt, 3. Januar 2017, Printausgabe Seite 11