Wenn der Fachkräftemangel irgendwo sehr real greifbar wird, dann in den horrenden Budgets, die Deutschlands Autobauer aufwenden, um über Stellenanzeigen Bewerber auf sich aufmerksam zu machen. Eine Auswertung der Print- und Online-Stellenmärkte und Unternehmenswebsites der Branche, die Index Research im Auftrag der Wirtschaftswoche durchführte, zeigt, dass im Jahr 2022 von den Automobilbauern und ihren Zulieferern in Deutschland über 117 Millionen Euro in Stellenanzeigen investiert wurden. Das waren fast doppelt so viel wir ein Jahr zuvor (61,1 Mio. Euro) und mehr als dreimal so viel wie zwei Jahre vorher (33,5 Mio.) Euro.
Dramatisches Wachstum der offenen Positionen
Auch die Zahl der mit dem vielen Geld gebuchten Stellenanzeigen hat sich binnen zwei Jahren dramatisch erhöht: Von 121.587 auf 308.098. Das spiegelt allerdings nicht eins zu eins das Wachstum der dahinterstehenden Positionen wider, denn viele Stellen werden parallel auf zahlreichen Plattformen und immer wieder gepostet, bevor das Unternehmen die passende Person für die Stelle findet.
BMW führt das Feld an
Mit gehörigem Abstand vor allen anderen steht BMW bei den Postings an der Spitze: Von leicht über 15.000 in 2019 erhöhte der Münchener Autobauer seine Postings auf rund 30.000 im Jahr 2022. Eine umgekehrte Entwicklung gab es bei Daimler: Der Konzern reduzierte sein Engagement in den Stellenmärkten von rund 28.000 Postings im Jahr 2019 auf 20.000 im Jahr 2022.
VW-Konzern deutlich verhaltener
Mit weitem Abstand dahinter folgt der VW-Konzern. Volkswagen selbst steigerte seine Stellen-Postings im gleichen Zeitraum von rund 2.500 auf über 10.000. Dicht dahinter lag Porsche, obwohl mit viel kleinerer Belegschaft, steigerten die Zuffenhausener ihre Ausschreibungen von rund 7.500 auf etwa 9.000. Deutlich dahinter reduzierte hingegen Audi von rund 7.500 in 2019 auf zuletzt etwa 4.000 Postings. Opel blieb aufgrund der Restrukturierungen im Konzern in den vergangenen vier Jahren dem Stellenmarktgeschehen gänzlich fern.
Das Auto der Zukunft entwickeln und bauen
Die Autobranche suche sie vor allem zur Entwicklung digitaler und nachhaltiger Technologien für das Auto der Zukunft, sagte Jürgen Grenz, der CEO der Index Group dazu der Wirtschaftswoche. Und zum anderen gehe es darum, die durch den Renteneintritt der Babyboomer entstehende Lücke zu schließen.
Bis zu zwei Drittel MINT-Qualifikationen
Folgerichtig werden von der Branche vor allem technische Berufe umworben: Ingenieure, Konstrukteure, IT- und Telekommunikations-Experten. Von den insgesamt mehr als 308.000 Stellenanzeigen der Branche richtete sich ein Drittel, nämlich knapp 103.000, an technische Berufe. Hinzu kommen über 53.000 Stellen für ITK-Spezialisten. Für Aufgaben in Forschung und Entwicklung gab es weitere 20.500 Stellen und auch hinter den knapp 31.000 Positionen im Projektmanagement stehen vielfach technische oder IT-Profile. Das gleiche gilt für die 16.500 Stellen im Bereich Transport, Verkehr, Logistik, Lager sowie den 13.500 Stellen in Einkauf, Materialwirtshaft. Summa summarum kann man also grob sagen, dass annähernd zwei Drittel der Stellen unter der Überschrift „MINT“ stehen.
Quelle: wiwo.de