Globalisierung und Digitalisierung haben in den vergangenen fünfzehn Jahren den Consultingmarkt kräftig durcheinandergewirbelt und selbst die renommierten High- End-Anbieter dazu gezwungen, sich eine neue Identität aufzubauen. Kaum einer zweiten Beratungsgesellschaft in Deutschland ist dieser Wandel so sehr gelungen, wie der Boston Consulting Group.
Als Carsten Kratz Anfang 2013 als neuer Deutschlandchef von BCG antrat, kam diese Personalie dem Abschied von BCG von der reinen Strategieberatung hin zu einer breiter aufgestellten Managementberatung gleich. Um bei den Großkonzernen im Strategieberatungsmarkt nicht mehr nur als Nummer zwei hinter McKinsey zu landen, sondern auch im großen Stil als Anbieter von komplexen Reorganisationsprojekten reüssieren zu können, brach Kratz mit einer guten alten BCG-Tradition.
Statt ausschließlich auf Eigengewächse zu setzen, holte der Wirtschaftsingenieur erstmalig in der Geschichte von BCG auch wechselfreudige Quereinsteiger – vor allem Sanierungsexperten – von Roland Berger und Accenture ins Haus. Sein Ziel: BCG im Premiumsegment zu belassen, aber gleichzeitig auch auf mehr Umsetzungsorientierung zu trimmen, um im boomenden Geschäft mit umfangreichen Umbau- und Sparprogrammen der deutschen Konzerne mitmischen zu können.
Auch durch verschiedene Übernahmen von Spezialberatungen baute BCG in den vergangenen Jahren sein Angebotsspektrum Schritt für Schritt aus. Heute ist das Haus in der Tat breit aufgestellt: Über die Tochtergesellschaft Platinion kann BCG IT-Architektur anbieten, über Gamma Big-Data-Analysen, über Inverto „Operations“-Dienstleistungen rund um das Thema Einkauf und Lieferkettenoptimierung, hinzu kommen Maya für Designberatung, BrightHouse für Fragen der Unternehmenskultur und auch beim Einstieg in den Markt rund um disruptive Geschäftsmodelle war BCG Vorreiter mit der Gründung von BCG Digital Ventures
Weltweit setzte BCG 2016 mit rund 1.000 Partnern und rund 14.000 Mitarbeitern 5,6 Milliarden Euro um. Für das Geschäft im deutschsprachigen Raum nannte Carsten Kratz im Handelsblatt-Interview keine Zahlen. Der BCG-Umsatz hierzulande wird derzeit auf 830 Millionen Euro bei 160 Partnern geschätzt. „Wir werden 2017 hierzulande zum dritten Mal in Folge mit zweistelliger Prozentrate wachsen,“ sagte Kratz im Interview.
Quelle: Handelsblatt, 2. Oktober 2017