Beamter werden: Pro & contra

Ein krisenfester Job auf Lebenszeit, wenig Stress, familienfreundliche Arbeitszeiten, gute finanzielle Absicherung bei Krankheit und im Alter – eine Beamtenlaufbahn bietet viele Vorteile. Aktuell sind jede Menge Stellen frei. Aber lohnt der Wechsel in den Staatsdienst auch finanziell?

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Bund, Länder und Kommunen brauchen dringend Verstärkung: Nach aktueller Einschätzung des Deutschen Beamtenbunds (DBB) fehlen dem Staat aktuell fast 360.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Tendenz steigend: Wenn die Babyboomer in Pension gehen, werde es noch größere Probleme geben, warnte der Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach jüngst in einem Interview mit der FAZ. Spannende Jobs für Akademiker gibt es in den unterschiedlichsten Bereichen – angefangen vom Auswärtigen Amt bis zum Zoll. Gefragt sind unterschiedlichste Qualifikationen. Juristen, Wirtschafts- und Verwaltungswissenschaftler, Steuerexperten, Mediziner, Lehrer und Sozialpädagogen, aber auch ITler, Ingenieure und Naturwissenschaftler haben gute Chancen auf eine Beamtenlaufbahn.

Große Unterschiede zur Privatwirtschaft
Wer über den Wechsel in den Staatsdienst nachdenkt, sollte sich vorab informieren, was das bedeutet. Nicht nur beim Verdienst und den Aufstiegsmöglichkeiten, sondern auch rund um den Arbeitsvertrag gibt es erhebliche Unterschiede zur Privatwirtschaft. Ein aktueller Artikel in der Wirtschaftswoche bietet dabei Orientierungshilfe. Das Magazin hat verschiedene Experten befragt und wichtige Punkte zusammengetragen. So dürfe man als Beamter beispielsweise nicht streiken, könne leichter innerhalb der Dienststelle versetzt werden und sei zur politischen Neutralität verpflichtet.

Kündigungen kommen selten vor
Zwingend erforderlich ist die deutsche oder eine gleichgestellte Staatsangehörigkeit (beispielsweise EU-Mitgliedstaat). Und man muss einen Amtsschwur leisten: Anwärter müssen schwören, das Grundgesetz und alle in der Bundesrepublik Deutschland geltenden Gesetze zu wahren und die Amtspflichten gewissenhaft zu erfüllen. Dafür gilt ihr Job als sicher: „Kündigungen sind kompliziert und kommen nur selten vor“, sagt DBB-Chef Silberbach in der Wirtschaftswoche. Aber Vorsicht: Laut Bundesinnenministerium (BMI) kann man durchaus degradiert, also in ein Amt derselben Laufbahn mit geringerem Endgrundgehalt versetzt werden. Bei Verstößen gegen die Dienstpflicht drohe ein Verweis, eine Geldbuße oder eine Kürzung der Dienstbezüge.

Beförderung nach Plan
Blitzkarriere und Beamtentum passen schlecht zusammen. Neu eingestellte Mitarbeiter beim Bund durchlaufen laut BMI je nach Berufserfahrung eine Probezeit von einem oder sogar drei Jahren, schreibt die Wirtschaftswoche. Frühestens drei Jahre nach Ablauf der Probezeit sei eine Bewerbung auf eine bessere Stelle möglich. Danach liege zwischen zwei Beförderungen in der Regel mindestens ein Jahr, zitiert das Magazin einen BMI-Sprecher. Im Vergleich zur Privatwirtschaft ist eine Spitzenposition ohne akademischen Titel nur sehr schwer zu erlangen. Der Einstieg in die entsprechende Laufbahn im höheren Dienst ist in der Regel Anwärtern mit Hochschulabschluss vorbehalten. Laufbahnwechsel aufgrund guter Leistungen, beispielsweise aus dem mittleren in den gehobenen Dienst oder aus dem gehobenen in den höheren, kommen laut BMI zwar häufiger vor, seien aber nicht Standard. Wer Karriere machen und mehr verdienen will, muss also geduldig sein – und eventuell auch noch Zeit und Geld für eine längere akademische Weiterbildung aufbringen.

Verdienst als Beamter: Licht und Schatten
Gehälter in der Privatwirtschaft lassen sich nur bedingt mit der Besoldung von Beamten vergleichen, denn die Vorsorgesysteme unterscheiden sich grundlegend. So zahlen Beamte nicht in die Rentenkasse ein und müssen nur einen kleinen Teil ihrer Gesundheitsvorsorge über private Zusatzversicherungen selbst finanzieren. Dafür sind die Verdienstmöglichkeiten relativ starr durch Besoldungstabellen geregelt, Gehaltserhöhungen erfolgen zwar regelmäßig und automatisch.

Im Vergleich zur Privatwirtschaft sind jedoch größere Sprünge aufgrund herausragender Leistungen oder besonders gesuchter Qualifikationen deutlich seltener. Für gut ausgebildete und stark nachgefragte Spezialisten sei die Bezahlung also tendenziell ein Minuspunkt. „Bei den hoch qualifizierten technischen Berufen, also zum Beispiel bei Ingenieuren oder IT-Spezialisten, kann der öffentliche Dienst bei der Bezahlung nicht konkurrieren, egal, ob als Beamter oder Angestellter“, sast Ulrich Silberbach der Wirtschaftswoche. Immerhin: Um begehrte IT-Spezialisten zu locken und zu binden, zahlt der Bund inzwischen teilweise attraktive Prämien und Gehaltsaufschläge in den ersten Jahren nach Dienstantritt.

Beamtensold ist nicht gleich Beamtensold
Ähnlich wie in der Privatwirtschaft spielen Größe und Standort des Dienstgebers eine wichtige Rolle. „Generell zahlen der Bund und die wohlhabenderen Länder, etwa Bayern, Baden-Württemberg und Hessen, besser als ärmere' Länder“, erklärt DBB-Chef Silberbach. Laut der vom DBB jährlich erhobenen Statistik „Monitor öffentlicher Dienst“ arbeitet rund jeder zehnte der knapp fünf Millionen Beschäftigten für den Bund.

Quellen: 360.000 offene Stellen (dbb.de)
Beamtenlaufbahn (Wirtschaftswoche.de/Paywall)
Bund zahlt IT-Prämien (heise.de)
mehr zum Thema Besoldung (dbb.de)

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