Der Roboterspezialist Kuka aus Augsburg schaffte es in die Nachrichten und war sogar Gegenstand politischer Diskussionen. Das war im Herbst 2016, als der chinesische Hausgerätehersteller Midea als Investor einstieg und gleich 94,5 Prozent der Kuka-Anteile übernahm. Die Mitarbeiter fürchteten um die Jobs, die Politik sorgte sich um den Abfluss von Know-how, bis Chef Till Reuter damals für klare Worte sorgte und sich wie ein Felsen zwischen die Ängste und den chinesischen Investor stellte. Er hatte das Unternehmen einst saniert, zum Weltmarktführer gemacht und mit den Investoren für die rund 14.000 Beschäftigten eine Standort- und Arbeitsplatzsicherung ausgehandelt.
Jetzt haben die Eigentümer Till Reuter vor die Tür gesetzt und damit die Pforten für die alten Ängste weit aufgerissen. Für deren Rückkehr gibt es gute Gründe, lief es zuletzt doch nicht ganz so gut für Kuka. Der chinesische und der amerikanische Markt schwächelten, auch die Autoindustrie, größter Kundenkreis für die Robotertechnologie Made in Augsburg, war zuletzt zurückhaltender. Vor allem war es nicht gelungen, mit den chinesischen Eigentümern einen besseren Zugang zum Reich der Mitte zu erhalten. Der Umsatz, so Schätzungen, schrumpfte um 200 Millionen auf 3,3 Milliarden Euro. Streit zwischen Chef und Eigentümern gab es vor allem über die Strategie. Die Investoren warfen Reuter vor, er halte zu sehr an der Autoindustrie und alten Kunden fest, statt kleinere Haushaltsroboter für den Massenmarkt zu entwickeln, die ihren Besitzern zum Beispiel das Fensterputzen abnehmen könnten.
Die Chinesen zogen die Reißleine, setzten Reuter vor die Tür und Finanzvorstand Peter Mohnen als Interimslösung ein. Jetzt fürchten alle, dass sich die Strategie unter chinesischem Einfluss ändert und Personal obsolet wird. Denn die Jobgarantie gilt noch fünf Jahre, für die Zeit danach steht alles nur noch in den Sternen.
Quellen: FAZ, 27. November 2018, Printausgabe, Seite 18