„Bei uns gibt es kein Up-or-Out“

Jens Petersen und Christian Janssen, beide Partner von Ebner Stolz Mönning Bachem, über die Karrierechancen in einer mittelständischen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft.

Bildnachweis: Dr. Christian Jenßen (oben) und Dr. Jens Petersen (unten), Ebner Stolz Mönning Bachem

Herr Dr. Janssen, in der Wirtschaftsprüfer- und Beratungsbranche ist die Fusionitis ausgebrochen. Angesichts der vielen Fusionen und Fusionsgerüchte könnte man den Eindruck gewinnen, dass langfristig nur noch wenige große, internationale Player am Markt bestehen können. Sie selbst sind Wirtschaftsprüfer, Steuerberater und Rechtsanwalt zugleich. Würden Sie Nachwuchskräften dieser drei sehr unterschiedlichen Berufsstände den Karriereeinstieg in einer mittelständischen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft noch empfehlen?
Janssen:
Die Globalisierung führt selbstverständlich dazu, dass Prüfungs- und Beratungsgesellschaften sich immer stärker international vernetzen. Ein Zukunftsszenario, in dem nur noch Prüfungs- und Beratungsgiganten existieren, sehe ich aber nicht. Nachwuchskräften empfehle ich völlig unabhängig von der aktuellen Entwicklung, sich genau anzuschauen, wo ihre speziellen Neigungen und Interessen liegen. Die Big Four-Gesellschaften bieten angehenden Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern sehr gute Startbedingungen. Das heißt aber nicht, dass jeder einzelne Kandidat dort auch am besten aufgehoben ist. Wenn man einer von zig Mitarbeitern in einem Prüfungsteams ist und einen wesentlichen Teil des Jahres bei ein und demselben Konzernkunden verbringt, so wird man nur einen kleinen Ausschnitt von dem mitbekommen können, was den Beruf des Wirtschaftsprüfers tatsächlich ausmacht. Jemand der Aufgabenstellungen gerne ganzheitlich betrachtet und unternehmerisch denkt, ist in einer gut aufgestellten mittelständischen Prüfungs- und Beratungsgesellschaft besser aufgehoben.

Herr Dr. Petersen, Sie sind Partner der Ebner Stolz Mönning Bachem Unternehmensberatung. Beim Recruiting von Nachwuchsberatern konkurriert Ihr Haus nicht nur mit den Big Four, sondern vor allem mit Beratungsgesellschaften wie McKinsey, BCG oder Roland Berger. Mit welchen Argumenten überzeugen Sie Nachwuchstalente zu Ebner Stolz Mönning Bachem zu stoßen anstatt zu einer der klassischen Strategieberatungen zu gehen?
Petersen:
Anders als die klassischen Strategieberatungen bietet Ebner Stolz Mönning Bachem Wirtschaftsprüfung, Steuer-, Rechts- und Unternehmensberatung an. Von diesem hohen Grad an Interdisziplinarität profitieren nicht nur unsere Kunden, sondern sie macht auch die Projektarbeit für uns als Berater besonders anspruchsvoll und spannend. Die Unternehmen, die zu uns kommen, schätzen vor allem, dass wir Aufgaben sehr ganzheitlich betrachten und so angehen und lösen, als ob wir selbst in der Position des Unternehmens wären. Uns ist wichtig, dass es keine undurchdringlichen Säulen in der Organisation gibt. Bei der Besetzung der Projektteams greifen wir alle auf einen einheitlichen Pool von Talenten zurück. Das funktioniert aber nur, weil wir uns eng miteinander abstimmen und ein offenes Miteinander, Respekt und Kollegialität pflegen. Das Klima ist sehr leistungs- und ergebnisorientiert, die Hierarchien flach und Senioriät spielt kaum eine Rolle. Das bietet gerade Neueinsteigern die Möglichkeit, sich zu beweisen. Gleichzeitig gibt es bei uns kein Up-or-Out-Prinzip. Die Fluktuationsquote liegt unter fünf Prozent.

Herr Dr. Petersen, wie steht es um die Chancen, bei Ihnen Partner zu werden?
Petersen: Unternehmensberater beginnen als Business Analyst und steigen in der Regel nach zwei bis drei Jahren zum Projektmanager und später zum Senior Manager auf. Wir glauben fest daran, dass es keine Frage von Alter, Hierarchie oder Lebenserfahrung ist, sondern abhängig von Persönlichkeit und innerer Haltung, ob jemand erfolgreich ist. Bei entsprechender fachlicher und persönlicher Eignung besteht dann die Möglichkeit, zum Partner aufzusteigen und somit volle unternehmerische Mitverantwortung zu übernehmen.

Herr Dr. Janssen, Ebner Stolz Mönning Bachem betont seine lokalen Wurzeln. Aber welche Möglichkeiten gibt es bei Ihnen, internationale Erfahrungen zu sammeln?
Janssen:
Wir sind Partner bei Nexia International, einem weltweiten Netzwerk von Beratungs- und Prüfungsunternehmen. Bei grenzüberschreitenden Fragestellungen von Mandaten greifen wir auf die Ressourcen von Partnerkanzleien aus dem Nexia-Netzwerk zurück, das mit 590 Büros in 105 Ländern vertreten ist. Wir haben innerhalb des Netzwerks dafür gesorgt, dass unsere Nachwuchstalente auch die Chance erhalten, bei Auslandseinsätzen unserer Partnerkanzleien gezielt internationale Erfahrungen sammeln können. Darüber hinaus kommt es auch immer wieder im Rahmen der Betreuung eigener, internationaler Mandate auf Projektbasis zu Auslandseinsätzen.

Herr Dr. Petersen, über welches Profil sollten Kandidaten verfügen, wenn sie sich bei Ihnen bewerben?
Petersen:
Im Geschäftsbereich Unternehmensberatung suchen wir vorwiegend Betriebswirte, Wirtschaftsinformatiker und Wirtschaftsingenieure. Sich im Studium auch beispielsweise mit Steuerlehre, Recht, Controlling, Finanzwirtschaft und Rechnungswesen beschäftigt zu haben, ist von Vorteil.


Herr Dr. Janssen, wie sieht es bei den Wirtschaftsprüfern, Rechtsanwälten und Steuerberatern aus?
Janssen:
In der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung steigen Nachwuchskräfte typischerweise als Prüfungs- beziehungsweise Steuerassistent ein. Parallel zum Job bereiten sie sich dann auf die Berufsexamina zum Wirtschaftsprüfer oder Steuerberater vor. Nach bestandener Prüfung übernehmen sie in verantwortlicher Funktion diverse Prüfungs- beziehungsweise Steuermandate. Sowohl was Berufsexamnia als auch etwaiger Zusatzausbildungen angeht– etwa zum CISA Certified Information Systems Auditor – unterstützen wir die Kandidaten zeitlich und finanziell; eine wertvolle Begleitung stellen im Übrigen unsere internen Aus- und Fortbildungsprogramme dar.


Das Gespräch führte Julia Leendertse

Bildnachweis: Dr. Christian Jenßen (oben) und Dr. Jens Petersen (unten), Ebner Stolz Mönning Bachem