2012 wäre die Beraterbranche in Deutschland um sieben Prozent gewachsen und 2013 hätte sie ein ähnlich hohes Plus erreicht. Von einer Krise könne man deshalb hierzulande nicht wirklich sprechen, sagte Fink. Die Strategieberatungen seien jedoch mit ihrem Geschäftsmodell an Grenzen gestoßen. Weil ihr reguläres Geschäft kaum noch Wachstumspotenzial biete, müssten sie verstärkt in neue, andere Bereiche vordringen. Das Ergebnis sei, dass etwa bei BCG die Strategieberatung vor 15 Jahren noch 100 Prozent des Geschäfts ausgemacht habe, heute aber nur noch bei 20 bis 30 Prozent liege. Außerdem sähen sich Strategieberater mit neuer Konkurrenz konfrontiert: hochspezialisierte Beraterkollegen. Deren Preisstruktur wirke sich aber auf die Preise der Strategieberater aus. Denn in den spezialisierten Segmenten ließen sich nicht die in der Strategieberatung üblichen, hohen Tagessätze durchsetzen, weil die Spezialisten den gleichen Job genauso gut erledigten, dabei aber oft weitaus günstiger seien als die Strategieberatungshäuser, so Fink.
Generell stelle sich die Frage nach der Größe: Die Tatsache, dass die Großen ihren selbst auferlegten Wachstumszielen folgten und daher in andere Bereiche vordringen würden, bedeute im Gegenzug noch lange nicht, dass die Spezialisten plötzlich einen globalen Anspruch entwickeln könnten. Schließlich seien gerade die kleineren Boutiquen oft viel profitabler als die Großen. Fink schätzt, dass am Ende eine Handvoll der Großen übrigbleiben, die End-to-End-Lösungen anbieten. Sie würden von der individuell zugeschnittenen und abgehobenen Strategieberatung bis hin zur Umsetzung alles bieten müssen– und sich künftig einen harten Wettbewerb liefern.
Quelle: Harvard Business Manager, November 2013
http://wissen.harvardbusinessmanager.de/wissen/leseprobe/115708854/artikel.html