Zwei Minuten – solange dauert es ungefähr diesen Artikel durchzulesen oder sich vier Werbespots anzuschauen. Oder sich mit einem perfekten Spot in eigener Sache den Traumjob zu angeln. Länger sollte die persönliche Vorstellung zu Beginn des Job-Interviews nicht dauern: „Sie haben maximal zwei Minuten. Für mehr reichen Geduld und Konzentration des Gegenübers in der Regel nicht“, sagt Jürn-F. Konitzer. Der CEO-Trainer aus Düsseldorf hat mehr als 400 Führungskräfte bei der beruflichen Neuorientierung begleitet. Im Handelsblatt erklärt er, wie man die wertvollen Sekunden am besten nutzt.
„Ich bin, ich kann, ich will“
Diese drei Punkte sollte der persönliche Pitch klären und zwar knackig, überzeugend und sympathisch. Wer stumpf seinen Werdegang chronologisch herunterbetet, habe bereits verloren, warnt Konitzer. Faustregel: Die ersten 60 Sekunden für Ausbildung und Privates, die zweite Minute für berufliche Schwerpunkte, rät der Karrierecoach im Handelsblatt. Dabei sollten Bewerber sich auf genau die Aspekte und Qualifikationen ihrer bisherigen Laufbahn konzentrieren, die exakt auf die Anforderungen des Stellenprofils einzahlen. Auch wenn es schwerfalle: „Alles andere rigoros weglassen!" so Konitzer.
Wie das geht, erläutert er anhand eines konkreten Beispiels: Ein technischer Leiter aus dem Ausland bewirbt sich um den Geschäftsführer-Posten bei einem großen Unternehmen aus dem Anlagenbau in Deutschland, das in der Restrukturierung steckt. Der Ablauf könnte dann so sein:
Part 1: Ich bin ... (ca. 60 Sekunden)
Maßgebliche Stationen der Ausbildung und der beruflichen Laufbahn schildern – in diesem Fall neben dem Ingenieurdiplom auch ein General Management-Studium (MBA): Ein Hinweis wie „Ich habe nach meinem Berufseinstieg schnell gemerkt, dass zusätzlich zur fachlichen Expertise kaufmännisches Wissen wichtig ist, und habe daher noch einen MBA-Studiengang absolviert“, zeige, dass ein Bewerber lernbereit und flexibel sei, sagt Konitzer im Handelsblatt.
Eindrucksvolle Namen nennen: Wer für weltbekannte Unternehmen gearbeitet oder an renommierten Hochschulen studiert hat, sollte die Namen einfließen lassen. Das bleibe in der Regel positiv im Gedächtnis.
Relevante Funktionen hervorheben: Kurz und bündig, passend zum Job, lautet auch hier die Erfolgsformel. Etwa so: „Anfangs habe ich die Installation von Anlagen überwacht und Services verkauft, danach eine Lokalgesellschaft geführt, dann mehrere Ländergesellschaften eines internationalen Konzerns verantwortet. Nach einer Firmenübernahme habe ich die Bereichsleitung übernommen. Später wurde ich als COO der Konzern-Holding nach Deutschland geholt.“
Gekommen, um zu bleiben: Wer für den Job die Stadt oder gar das Land wechseln muss, sollte glaubhaft machen, dass er damit gut zurecht kommt: „Ich lebe mit meiner Familie bereits seit fünf Jahren in .... und wir fühlen und alle sehr wohl.“ Oder: „Mein Mann hat bereits eine Anstellung als ... in ... gefunden und wir freuen uns hier am neuen Standort sehr über ...“
Part 2: Ich kann ... (ca 40 Sekunden)
Brückenschlag zwischen bisherigen Aufgaben und neuen Herausforderungen: Karrierecoach Konitzer rät, bei der Auflistung der eigenen Fähigkeiten, konkret auf rund zwei Drittel der Anforderungen aus der Stellenausschreibung Bezug zu nehmen. Im Falle des technischen Leiters, der Geschäftsführer bei einem Unternehmen im Umbruch werden möchte, zum Beispiel so: „Ich habe umfassende Erfahrungen in der Restrukturierung von Ländergesellschaften in wirtschaftlicher Schieflage“, „Ich weiß, wie Business Units nach einer Firmenübernahme zu führen und neu auszurichten sind, sodass sie profitabel werden“, „Ich kann Mitarbeiter und Sozialpartner für Transformationsprojekte gewinnen“ oder „Ich habe Erfahrung mit Investoren, die strategische Erneuerung erwarten.“
Persönlichen Draht herstellen: Das gelingt laut Konitzer zum Beispiel durch ein paar abrundende, verbindende Sätze wie „Ich fühle mich in Familienunternehmen zu Hause“, „Diese Branche ist meine Welt“, „Ich habe ein Händchen für Restrukturierungen“ oder „Insgesamt habe ich bereits in drei Unternehmen aus dem Anlagenbau gearbeitet“.
Part 3: Ich will ... (ca 20 Sekunden)
Persönliche Ziele und Erwartungen: Abschließend gehe es darum, nochmal glaubhaft zu machen, warum man den Job will und wie der persönliche Karriereplan aussieht. Zum Beispiel so: „Mein Ziel ist es …aus der zweiten Reihe zu treten und Hauptverantwortung zu übernehmen“. Oder: „Ich suche eine ähnliche Position, wie ich sie schon gemacht habe.“ Oder: „Ich möchte der Sparringspartner des Vorstands sein.“
Übergang zum Frageteil: Für Karrierecoach Konitzer endet die gelungene Selbstpräsentation mit einem freundlichen Schlussatz, der zu Fragen einlädt, zum Beispiel: „Es freut mich sehr, heute bei Ihnen zu sein. Ich bin gespannt, worüber wir uns im Detail unterhalten werden.“
Fazit: „Mit einer schlüssigen Präsentation und klaren Positionierung hat ein Bewerber den Boden für eine fruchtbare Diskussion über eine erfolgreiche Zusammenarbeit bereitet,“ zitiert das Handelsblatt den Karrierecoach zum Abschluss.
Quellen: Handelsblatt.com (Paywall), mehr von Jürn F. Konitzer