Die Big Four der Wirtschaftsprüfungsbranche, PwC, KPMG, EY und Deloitte, haben die Pandemie erstaunlich gut gemeistert. Weil durch die Pandemie Reisekosten entfallen sind, die sie sonst den Kunden immer in Rechnung gestellt haben, sind die Umsätze zwar gefallen, corona-bereinigt liefen die Geschäfte aber weiter gut.
Aktuell sind 3.200 Stellen zu besetzen
Und das scheint auch so zu bleiben: Vor allem die Beratungssparten der Big Four legen bereits zweistellig zu und die Big Four erwarten kräftiges Wachstum. Das wollen sie mit neuen Mitarbeitern stemmen. Zusammen suchen die Big Four allein in Deutschland über 3.200 neue Mitarbeiter in allen Bereichen, darunter auch Berater und Prüfer.
Prüfungsmandate weg, Beratungsmandate gewonnen
Inhaltlich haben sich die Schwerpunkte in der Beratung bei den Big Four zum Teil deutlich verschoben. Weil das Gesetz vorschreibt, dass große Unternehmen regelmäßig die Berater wechseln müssen, musste der bisherige Marktführer bei den DAX-Konzernen etliche Mandate an Wettbewerber abgeben. Dafür konnten sie aber bei genau diesen Unternehmen Beratungsmandate platzieren und so die Umsatzverluste kompensieren.
Nachhaltigkeit ist ein Top-Thema
Alle vier setzen zudem auf den Wachstumstreiber Environment, Social, Government (ESG), also Umweltschutz, Diversität im Management und gute Unternehmensführung (Compliance). Schon heute erstellen viele Unternehmen aufwendige Nachhaltigkeitsberichte, schreibt das Handelsblatt, die die Wirtschaftsprüfer abzeichnen. Ab dem Geschäftsjahr 2023 wird das für geschätzte 15.000 Unternehmen zur Pflicht – und damit ein lukratives Feld für die Berater.
Wirecard hat EY im Image geschadet, nicht im Geschäft
In der Rangfolge der Big Four bleibt PwC weiterhin mit 2,35 Milliarden Euro Umsatz an der Spitze, während EY auf Rang zwei liegt. Das Unternehmen legte bei der Abschlussprüfung zu, weil es bislang nur sehr wenige Mandate hatte. Der Wirecard-Skandal, bei dem EY als Prüfer eine unrühmliche Rolle spielte, hat dem Unternehmen zwar im Image, aber nicht im Geschäft geschadet.
Weiter virtuelle Zusammenarbeit
Die Nummer drei, KPMG, und Deloitte auf Platz 4 rechnen mit Blick auf den Faktor Reisekosten damit, dass die virtuelle Zusammenarbeit sich weiter etabliert und die Reisetätigkeit dauerhaft auf einem niedrigeren Niveau bleibt als in der Vor-Corona-Zeit.
Quelle: Handelsblatt, 20. Dezember 2021 (Bezahlschranke)