Knapp ein Drittel des weltweiten Kohlendioxid-Ausstoßes geht auf das Konto der Industrie. Doch in Zeiten der Friday for Future-Demos wächst auch in der Wirtschaft die Zahl der Anhänger einer nachhaltig betriebenen, klimaneutralen Produktion. Vor kurzem erst kündigte der Versicherungskonzern Allianz an, sein dreistelliges Milliardenvermögen bis 2050 in Gänze „klimaneutral“ anzulegen. Peu á peu sollen alle Firmen, die klimaschädliche Geschäfte betreiben, aus dem Portfolio aussortiert werden.
Der Automobilzulieferer Bosch geht die Sache mit dem Klima besonders sportlich an. Bis 2020 – so das Versprechen – wollen die Stuttgarter mit ihren weltweit 400 Standorten keinen CO2-Fußabdruck mehr hinterlassen. Um die Vorreiterrolle als erster klimaneutraler Industriekonzern zu ergattern, will Bosch kurzfristig mehr Ökostrom zukaufen und CO2-Emissionen, die unvermeidbar sind, durch Kompensationsmaßnahmen wie etwa Aufforstung in Panama, Windkraft auf den Philippinen oder Waldschutz in Afrika ausgleichen. Bosch erwartet allein dafür Mehrkosten von einer Milliarde Euro.
Eine weitere Milliarde Euro will der weltgrößte Automobilzulieferer in den Ausbau regenerativer Energien und in die Energieeffizienz seiner Standorte investieren. Damit entwickelt sich Bosch zumindest auf dem Papier vom Saulus zum Paulus. Waren es doch Bosch-Ingenieure, die die Schummelsoftware entwickelten, mit der fast die gesamte Automobilindustrie in den Dieselskandal schlidderte.
Greenpeace-Experten begrüßen den Schritt hin zur Klimaneutralität, bezeichnen die Initiative jedoch als halbherzig. Erst wenn Bosch keine Verbrennungsmotoren mehr produzieren würde, könne man auch von einer wahrhaft nachhaltigen Produktpalette sprechen. Für diesen Ausstieg will Bosch sich aber noch zehn Jahre nehmen, auch um den dafür notwendigen Personalab- und umbau sozialverträglich zu gestalten.
Wer Wert auf einen klimaneutralen Arbeitsplatz legt, für den sind vor allem die neuen Geschäftsfelder bei Bosch interessant: Bosch hat vor, seinen Umsatz mit E-Mobilität, also mit der Produktion von E-Antrieben für Fahrräder, Roller, Pkw und Nutzfahrzeugen, bis 2025 auf fünf Milliarden Euro zu verzehnfachen. Bis 2022 will der Konzern eine eigene Brennstoffzelle auf den Markt bringen und investiert in die Felder Autonomes Fahren und Künstliche Intelligenz.
Quellen: SWR, 9. Mai; Handelsblatt, 9. Mai