Dafür leiten Schulz und Gianella zunächst ausführlich und mit vielen Beispielen her, wie Führungskräfte Unternehmenskulturen prägen – absichtlich oder unabsichtlich – in die richtige Richtung oder in die falsche. Wie werden Firmen in den kommenden Jahren ticken und warum sind authentische Manager dann nötiger denn je.
Und um möglichst glaubwürdig zu agieren, müsse man, so leiten die beiden Autoren über, seine eigenen Motive und Leitbilder im Leben möglichst genau kennen und berücksichtigen. Im Idealfall passen die Motive aller Beteiligten und des Unternehmens selbst zueinander oder sollten so angeordnet werden, dass ein erfolgreiches Ganzes daraus wird.
Schulz und Gianella führen dafür so manches markante Beispiel aus ihrer Beratungspraxis an. Da wäre etwa der Kunsthändler, menschenscheu und gleichzeitig getrieben vom Wunsch nach Anerkennung. Im Vertrieb seines eigenen Unternehmens eine Fehlbesetzung, denn seine Zurückhaltung beschert ihm schlechte Verkaufstermine, die Anerkennung bleibt aus, das Ego leidet. Die Lösung: Eine kontaktfreudige Verkäuferin kümmert sich um den Verkauf, der Unternehmenschef übernimmt die Akquise von Künstlern.
In solchen Passagen – dort wo es um konkrete Fälle und ihre Lösung geht – hat das Buch von Schulz und Gianella seine stärksten Auftritte. Denn obwohl es insgesamt leicht und flüssig zu lesen ist und einer guten Argumentation folgt, bleibt es immer ein bisschen blutleer, distanziert. Die Autoren verwenden sehr viele – durchaus erhellende – Seiten darauf, zu erklären, wie schlecht es in Unternehmen um die Führungskultur bestellt ist und dass sich das ändern muss. Die Digitalisierung ist da nur ein Grund von vielen, die angeführt und erklärt werden. Das ist interessant, aber nur wenig hilfreich. Denn als Leser möchte man doch schließlich wissen, wie man es denn nun besser macht. Dazu liefern die beiden Autoren nur wenig Konkretes. Das hinterlässt einen als Leser etwas unbefriedigt.
Jobguide-Fazit: Böse Zungen könnten behaupten, dass „Wenn Turnschuhe nichts bringen“ reine Verkaufsförderung für das eigentliche Geschäft von Benjamin Schulz und Brunello Gianella ist. Die beiden Berater arbeiten mit den sogenannten Reiss Motivation Profiles, einem Persönlichkeitstest, der 16 Leitmotive erfasst und analysiert. Soweit muss man im Urteil nicht gehen. Die Analyse der aktuellen und künftigen Situation in Unternehmen ist schon lesenswert und für aktuelle und künftige Führungskräfte wichtig. Als persönlicher Karriereratgeber funktioniert das Buch aber tatsächlich nicht.
Quelle: Wenn Turnschuhe nichts bringen – der CEO-Code für erfolgreiche Führungskräfte. Benjamin Schulz, Brunello Gianella. FAZ Buch, Frankfurt/M. 2019, 200 Seiten, 20 Euro.