Mit seinen jahrelangen Erfahrungen im Reich der Mitte weiß Journalist und China-Experte Sieren, wovon er schreibt: China ist bei weitem nicht mehr die Werkbank der Welt, als die es viele westliche Länder gerne noch sehen. Das bevölkerungsreichste Land der Erde hat sich längst selbstbewusst aufgemacht, die Welt wirtschaftlich zu erobern und zu verändern – mit Konsequenzen auf allen Kontinenten. Frank Sieren analysiert in seinem Sachbuch kenntnisreich ein halbes Dutzend chinesische Großprojekte und ihre Auswirkungen auf die westliche Welt, auf Europa und Deutschland. Dazu zählen zum Beispiel der Bau der neuen Seidenstraße, die Großinvestitionen in Afrika, die massiven Fortschritte zum Thema Künstliche Intelligenz und Digitalisierung sowie Elektromobilität und autonomes Fahren. Dass all diese Entwicklungen viel näher vor unserer Haustür passieren, als vielen bewusst – und lieb – ist, zeigt folgendes Beispiel: Seit China den heruntergekommenen Hafen von Piräus gekauft hat, entwickeln ihn die Asiaten – sehr zur Freude Griechenlands – mit Millioneninvestitionen in einen lukrativen Umschlagplatz für Container, Autos und Passagiere. Mit der Folge, dass sich Handelsrouten verschieben und alte Platzhirsche wie beispielsweise der Hafen in Hamburg weniger zu tun haben.
Fazit: Die Entwicklungen, die Sieren in seinem Buch „Zukunft? China!“ beschreibt, können einem gefallen oder nicht, in jedem Fall ist es schlau, sich die Lage mal näher anzuschauen. Zugegeben, die Lektüre macht ein bisschen Angst. Welcher Westler wäre bei der Aussicht, dass das Machtzentrum der Welt von West nach Ost kippen wird, nicht erstmal besorgt? Doch statt den Kopf sorgenvoll in den Sand zu stecken, ist es allemal besser, sich mit den Folgen auseinanderzusetzen und nach Chancen zu suchen, die die neue Ostorientierung bieten kann. Chancen zum Beispiel für die eigene berufliche Laufbahn.
Infos: Zukunft? China! Frank Sieren, Penguin Verlag, München 2018, 364 Seiten, 22 Euro.