Mit der größten Übernahme der High-Tech-Geschichte sorgte Michael Dell 2016 für Furore. Der Texaner, der in den letzten drei Jahrzehnten als Lieferant von günstigsten und individuell auf die Bedürfnisse seiner Kunden zugeschnittenen PCs Milliarden umgesetzt hat, legte für den weltweit größten Speicherhersteller EMC geschlagene 67 Milliarden Dollar auf den Tisch. Der Deal machte Dell Technologies auf einen Schlag zu einem der größten Anbieter von PCs, Servern, Software und Speicherausrüstungen. Die Strategie dahinter: Dell will vom schnöden PC-Händler zum führenden Anbieter von IT-Lösungen für Firmenkunden avancieren. Und in der Tat: Dell Technologies gehört nun mit 74 Milliarden US-Dollar Umsatz und mehr als 140.000 Mitarbeitern zu den größten Adressen in diesem Feld.
„Künstliche Intelligenz, selbstlernende Maschinen, es gib heute viele Durchbrüche in der Computerwissenschaft, die viele Industrien verändern werden“, sagt Dell. Und der für sein kaufmännisches Unternehmer-Gen bekannte Amerikaner will hier mit seinem breit aufgestellten Portfolio punkten. Zu seinem Imperium gehören neben EMC die Virtualisierungs- und Cloudspezialisten VM-Ware und Pivotal sowie die Sicherheitsunternehmen RSA und Secure-Works. All das zusammen mache seine Unternehmensgruppe zum neuen Marktführer in der Infrastruktur für die nächste industrielle Revolution, meint Dell. 4,5 Milliarden US-Dollar investiert die Gruppe pro Jahr in Forschung und Entwicklung und meldet jährlich 20.000 Patente an.
Dell ist ein Anbieter von Cloud-, Analyse-, Sicherheits- und Mobilitätslösungen, aber auch im angestammten früheren Brot- und Buttergeschäft, dem Verkauf von PCs, wächst das Unternehmen. Im dritten Quartal 2016 führten zwar Lenovo und HP unangefochten die Liste der PC-Verkäufe an mit jeweils rund 14 Millionen verkauften Geräten. Doch Dell war den beiden Marktführern mit 10 Millionen Stück dicht auf den Fersen. Während der Sektor insgesamt rückläufig ist, legte Dell 16 Quartale hintereinander Zuwächse beim Marktanteil hin und verbuchte im Vergleich zum Wettbewerb 2016 insgesamt das schnellste Wachstum unter den Top-5-Unternehmen. „Es kann ein gutes Geschäftsmodell sein, in einem sich konsolidierenden Markt zu gewinnen“, zitiert die FAZ den Unternehmer.
Vor allem aber geht es Dell darum, bei der digitalen Transformation der Wirtschaft insgesamt als führender Lösungsanbieter vom Wettbewerb der „alten“ Industrien“ mit den „neuen“ Industrien“ zu profitieren. Im Geschäft ist er beispielsweise mit Volkswagen. „Sie entwickeln gerade ihre Connected-car-Plattform“, sagt Dell. Dabei käme Cloudtechnik von Pivotal zum Einsatz. Die Idee dahinter: Die Digitalisierung der Wirtschaft schreitet voran. Die Datenvolumina nehmen zu – die Unternehmen brauchen Hard- wie Software, die diese Daten sichern, verwalten, speichern und analysieren.
Quelle: FAZ, 23. Januar 2017, Printausgabe Seite 22