Der Trend zum „Manager to go“

2012 fuhr die Branche der Interim-Manager ein Umsatzplus von mehr als zehn Prozent ein, meldet die Financial Times Deutschland (FTD) und bezieht sich dabei auf Zahlen der Arbeitsgemeinschaft Interim Management Provider (AIMP). Auch 2013 wird der Markt für Interim-Manager weiter wachsen. Der Beruf trifft den Zeitgeist in der Wirtschaft zu 100 Prozent. Denn nicht nur Zulieferteile müssen heute in der Industrie Just-in-time verfügbar sein, auch Manager.

„Lücken in der Wertschöpfung schaffen Stillstand, und den will keiner, weder am Fließband noch bei Führungsjobs“, erklärt Michael Pochhammer, Leiter des Interimsgeschäfts bei Signium, warum die Branche der Interim-Manager Jahr für Jahr zweistellig wächst. 

In deutschen Führungsetagen werde – so die FTD – über Projekte mitunter Wochen diskutiert. Sobald der Vorstand grünes Licht gegeben habe, sollten diese Projekte dann aber so schnell wie möglich umgesetzt werden. Bräuchten Unternehmen dafür zusätzliche Führungskräfte mit Erfahrung, nähmen sie sich häufig keine Zeit mehr, die Stelle auszuschreiben, Bewerber auszuwählen und auf deren Dienstantritt monatelang zu warten. Die Antwort auf den schneller laufenden Puls in den Organisationen sei immer häufiger der Interim-Manager. Nach dem Motto: Hauptsache, es ist einer da, der den Job macht.

Interim-Manager von CEO-Format könnten Honorare von bis zu 3.000 bis 4.500 Euro pro Tag erzielen, schreibt die Wirtschaftszeitung. Das Gros der rund 10.000 Interim-Experten hierzulande brächte jedoch eher Qualifikationen unterhalb der Leitung mit. Sie seien Bereichs- und Projektleiter oder Fachleute für das Finanzwesen. Ihre Sätze lägen zwischen 600 und 1.300 Euro pro Einsatztag. Für den Kunden rechne sich das: Pro Tag bekomme der Interim-Manager ein knappes Hundertstel des Jahreslohns, den ein Festangestellter auf dieser Position erhalten würde. Kosten für Urlaub, Sozialversicherung, Lohnfortzahlung und Weihnachtsgeld entfielen für den Auftraggeber.

Buchten deutsche Unternehmen die „Manager to go“ vor einigen Jahren noch vor allem bei Sanierungsjobs, gehen die von ihnen übernommen Aufgaben heute weit darüber hinaus: Sie übernehmen klassische Projektmanagementaufgaben, helfen beispielsweise neue IT ans Laufen zu bringen, Landesgesellschaften neu zu positionieren, Innovationsprojekte auf den Weg zu bringen. Der Anteil von Sanierungs- und Restrukturierungsjobs am gesamten Interim-Management-Markt geht kontinuierlich zurück und liegt nur noch zwischen 20 und 35 Prozent.

Zudem ist das Durchschnittsalter der Interim-Manager gesunken. War er noch vor zehn Jahren im Schnitt 54 Jahre alt, so ist er heute im Schnitt 50 Jahre. Anselm Görres, Chef der Vermittlungsagentur Zeitmanager München gegenüber der FTD: „Führungskräfte auf Zeit übernehmen heute Rollen, die die Kunden ehedem nur an Unternehmensberater gegeben haben.“ Der Grund: Sie wollen ihre Projekte umgesetzt sehen – und zwar möglichst schlank, ohne den üblichen Beraterballast umfangreicher Studien und Powerpoint-Präsentationen.

(01|2013) Quelle: Financial Times Deutschland (07. Dezember 2012)

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