Chancen: Mit etwa 843.000 Mitarbeitern kann die Informationswirtschafts,- und Telekommunikationsbranche eine Rekordbeschäftigung vorweisen und ist hinter dem Maschinenbau längst der zweitgrößte Arbeitgeber in der deutschen Industrie geworden. Allerdings ist die Entwicklung zweigeteilt. Während in der Telekommunikation seit 2007 rund 40.000 Arbeitsplätze wegfielen, wuchs die Zahl der IT-Stellen kontinuierlich auf 603.500. Der simple Grund für das Wachstum in den vergangenen Jahren sind die Trends, die derzeit die IT- wie die Telekommunikationsbranche umkrempeln. Da ist zum einen das Cloud Computing als beherrschendes Thema der Branche. Statt eigene Rechnerleistung und Software bereitzuhalten, können Unternehmen mit Cloud Computing alles über das Internet abrufen, von einem Dienstleister, der die Kapazitäten samt der Programme bereitstellt. 16 Milliarden Euro investierte die Wirtschaft bereits 2010 weltweit in Cloud Computing, 2015 sollen es 55 Milliarden Euro werden. Eine Studie, die SAP zusammen mit der Unternehmensberatung Roland Berger Strategy Consultants erstellte, sieht im Cloud Computing eine Jobmaschine, die allein in Europa jedes Jahr für 70.000 neue Arbeitsplätze sorgen könne. Generell profitiert die ITK-Branche davon, dass die Welt immer digitaler wird, kaum mehr ein Lebensbereich ist davon ausgenommen. So schätzen die Marktforscher von Gartner, dass Unternehmen nur im Jahr 2012 weltweit 2.700 Milliarden US-Dollar allein für Business-IT ausgegeben haben. Wichtige Treiber für Investitionen seien die Media Tablets, Mobile-Anwendungen und User-Interfaces. Die immer stärkere Einbettung der digitalen Möglichkeiten in den Lebens- und Betriebsalltag – bekannt unter dem Begriff „Embedded Systems“ –, führt dazu, dass Technik immer allgegenwärtiger wird, ohne bewusst als solche wahrgenommen zu werden. Jeder nutzt technische Funktionen und erwartet, dass sie ihm allerorten und in vielfältigen Anwendungen zugänglich sind. Schon diese Erwartungshaltung wird dafür sorgen, dass IT- und Telekommunikationsexperten die Arbeit nicht ausgehen wird. App-Stores, kontextbasiertes Computing und Social Media zählen nach Gartner 2012 zu den beherrschenden Themen. Welche Aufgaben in Deutschland auf die ITK-Branche zukommen, hat der Bitkom konkretisiert. „In den kommenden Jahren müssen unsere wichtigsten Infrastrukturen durch IT intelligent gemacht werden: Verkehrssysteme, Energienetze, Behördennetze und das Gesundheits- und Bildungssystem“, sagt Bitkom-Präsident Dieter Kempf. Wer sich hier auskennt, begegnet Personalchefs nicht als Bittsteller, sondern auf Augenhöhe. Das zahlt sich auch finanziell aus: Rund 60.100 Euro brutto verdiente nach Bitkom-Angaben im eine IT-Vollzeitkraft im Schnitt. Beste Chancen haben derzeit Softwareentwickler, vor allem, wenn sie auf die Entwicklung von Apps spezialisiert sind. Aber: Generell müssen ITler heute Teamplayer sein, der „Nerd“, der von Pizza lebt und allein mit seinem Computer glücklich ist, ist längst nur noch ein Klischee. Das gilt umso mehr für die Marketing- und Vertriebsexperten, die jedes zweite Unternehmen in der ITK-Branche derzeit sucht, und auch für die IT-Berater, nach denen ein Drittel der Arbeitgeber Ausschau hält. Wer noch im Studium steckt, muss nur seine Augen aufmachen. Schon heute kooperieren 43 Prozent der ITK-Unternehmen mit Universitäten, zwei Drittel unterstützen Studenten bei ihren Abschlussarbeiten und bieten Praktika oder Studentenjobs.
Risiken: „Wir haben die einen, aber suchen die anderen“ – dieser Satz bringt das Dilemma der ITK-Branche auf den Punkt. Nur so lässt sich erklären, dass Unternehmen wie die Telekom oder Yahoo auf der einen Seite Mitarbeiter gleich reihenweise entlassen und andererseits in gleichem Maße einstellen. Beispiel Telekom: Die Digitalisierung der Telefone macht Netzwerkbetreuer und Systemelektroniker überflüssig – und so baut der Konzern jedes Jahr Tausende solcher Stellen ab, während er gleichzeitig händeringend für die neuen, digitalen Netze Spezialisten sucht. Jobrisiken drohen auch IT-Spezialisten in Unternehmen, die dort Netzwerke und Rechner betreuen. Ihre Aufgaben werden mit zunehmenden Cloud Computing überflüssig, weil nicht mehr sie, sondern die Cloud- Computing-Dienstleister die Wartung und Pflege der ausgelagerten IT übernehmen. Nicht zuletzt diese Angst vor einem Jobverlust ist immer noch ein Hemmschuh für das Cloud Computing.
Julia Leendertse: Kurzfassung aus Jobguide Informatik_IT