Jahrzehntelang kannte die Zahl der zugelassenen Anwälte nur eine Richtung – nach oben. Doch 2016 gab es zum ersten Mal seit Dekaden einen Rückgang von 330 Anwälten. Dafür gibt es mehrere Ursachen, erklärte das Soldan Institut auf dem Deutschen Anwaltstag in Essen. Demnach gehen mehr ältere Rechtsanwälte in den Ruhestand als jüngere nachrücken.
Der Trend verschärft sich noch, weil nicht alle die klassische Ausbildung zum Volljuristen mit zwei Staatsexamen absolvieren. Die sind für ein Richteramt oder den Berufs des Anwalts aber notwendig. Stark zugenommen hat zudem der Anteil von Studenten an Fachhochschulen und sogenannte Wirtschaftsjuristen, die als Nicht-Volljuristen keine Chance auf den Staatsdienst oder Jobs in größeren Kanzleien haben.
Hinzu kommt der Trend zu Unternehmensjuristen. Bis zu 40.000 Juristen, so Schätzungen, arbeiten in Rechtsabteilungen. Seit der Neuordnung des berufsrechtlichen Status von Syndikus-Anwälten gab es 2016 957 Erstzulassungen als Syndikus-Rechtsanwalt, 8.730 Unternehmensjuristen sind zudem als Rechtsanwälte niedergelassen. Sorgen bereitet den Anwälten vor allem die Digitalisierung, der Einsatz von Software in juristischen Arbeitsprozessen, auch Legal Tech genannt. Zwar geht jeder dritte Anwalt davon aus, dass Legal Tech ihn in Routinearbeiten unterstützen kann, so dass er sich auf lukrative Mandate stürzen kann.
Aber 46 Prozent der Anwälte, schreibt das Soldan-Forschungsinstitut, sehen in der Digitalisierung eine Gefahr, die Nichtanwälten hilft: Vor allem Plattformen, über die überwiegend Verbraucher Alltagskonflikte schnell und kostengünstig beilegen können, werden als Bedrohung gesehen.
Quelle: FAZ, 29. Mai 2017; Printausgabe