Einmal Jülich-Boston und zurück

Sie ist genau die Frau, von der Personalchefs träumen: Martina Müller ist hochkompetent in ihrem Fachgebiet, international erfahren und trägt Verantwortung für ein ambitioniertes Projekt.

Doch leider ist die Physikerin nicht zu haben. Jedenfalls nicht für die Industrie. Denn vorerst hat sich die 32jährige für eine Karriere als Wissenschaftlerin entschieden.

Am Forschungszentrum Jülich leitet Martina Müller ein Forscherteam aus Doktoranden, Masterstudenten und Postdocs, eine so genannte Helmholtz Young Investigators Group. Mit ihm will sie die nächsten fünf Jahre forschen über die Wechselwirkung von Magnetismus und Elektronik in der Informationstechnologie. Bei ihrem Projekt geht es darum, dass immer mehr Daten immer schneller verarbeitet werden sollen während dabei weniger Energie verbraucht wird. "Das ist ein Feld, auf dem Grundlagenforschung und anwendungsorientierte Forschung zusammen kommen", erläutert Müller. Ihr Institut in Jülich, benannt nach dem Nobelpreisträger Peter Grünberg, ist auf diese moderne Form der Spin-Elektronik spezialisiert.

Dass Martina Müller heute erfolgreich ist als Physikerin, führt sie auch ein wenig auf die Tatsache zurück, dass sie eine reine Mädchenschule besuchte: "Da hat man uns immer das Gefühl vermittelt, dass Mädchen das können." An das Abi schloss sich ein Studium an der RWTH Aachen an, daran am Forschungszentrum Jülich eine Promotion. Jülich, mit 4.700 Mitarbeitern größtes Forschungszentrum in Deutschland, habe für sie viele Vorteile gehabt, erzählt Müller: "Die technische Infrastruktur ist hier sehr gut, es ist viel Expertise da und das Doktorandenprogramm dauert nur drei Jahre, also kürzer als an Unis normal."

Nach der Promotion ging die junge Physikerin mit einem Postdoc-Stipendium des DAAD ans renommierte MIT in Boston, um "mal raus zu kommen aus der deutschen Wissenschaftswelt". Die amerikanische Forschungslandschaft erlebte sie dann als sehr kompetitiv: "Da weht der Wind schon kräftig von vorne: Fördergelder sind auch dort heiß umkämpft, die Stellen sind durchweg befristet und die Leistungsbereitschaft ist enorm hoch." Inspirierend war neben der Arbeit auch das Leben in Cambridge: "Das MIT ist einen Kilometer von Harvard entfernt, das ist schon ein tolles akademisches Umfeld mit sehr interessanten Menschen aus der ganzen Welt."

Zurück aus den USA bewarb sich die Wissenschaftlerin darum, in Jülich eine Forschungsgruppe aufbauen zu können. Unter 200 Bewerbern konnte sie als eine von 20 überzeugen und hat nun 1,5 Millionen Euro Budget zur Verfügung, um mit ihrem Team über fünf Jahre ihr Forschungsprojekt voranzutreiben.

Annette Eicker

Ladies in MINT