EU-Abschlussprüferreform - vom Tiger zum Bettvorleger

Von der angekündigten scharfen Regulierung die Wirtschaftsprüferbranche durch die Europäische Kommission ist nicht viel übrig geblieben. EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier spricht mittlerweile nur noch von einem ersten Schritt zur Verbesserung der Qualität der Wirtschaftsprüfung, der „nicht so ambitioniert“ ausgefallen sei wie von ihm erhofft.

Die Wirtschaftspresse ist sich einig: Das Regulierungsvorhaben wird durchaus Wirkung zeigen, habe aber nicht im Entferntesten die Ziele erreicht, die sich Barnier vor drei Jahren vorgenommen hatte. So müssen Unternehmen von öffentlichem Interesse in der EU alle zehn Jahre ihren Abschlussprüfer wechseln, auch wenn sich die Frist bei einer Ausschreibung des Prüfungsmandats nach zehn Jahren für den einzelnen Prüfer, der sich an dem Tender beteiligt und erneut zum Zuge kommt, durchaus verdoppeln kann, schreiben die Süddeutsche Zeitung und die Börsen-Zeitung. Teilen sich zwei Gesellschaften ein Mandat, kann die Laufzeit sogar bis zu 24 Jahre betragen. Diese Möglichkeiten werden als nationale Wahlrechte eingeräumt. Großzügiger als geplant fallen die Übergangsfristen aus. Je nachdem, ob ein Prüfer schon mehr als 20 Jahre oder zwischen zehn und zwanzig Jahren an Bord ist, haben Unternehmen zunächst noch einmal sechs bzw. neun Jahre Zeit erhalten, sich eine neue Prüfgesellschaft zu suchen. Laut Börsen-Zeitung müssen sich 24 der Dax-30-Konzerne demnach innerhalb von sechs Jahren einen neuen Prüfer besorgen.

Was das Thema Nebentätigkeit angeht, sehen die EU-Regeln eine Negativliste von Dienstleistungen vor, die Prüfgesellschaften bei Prüfmandanten nicht anbieten dürfen. Dazu zählen zum Beispiel Strategieberatung, Buchhaltung oder Steuerberatung. Zulässige Nichtprüfungsleistungen sollen auf 70 Prozent des durchschnittlichen Prüfungshonorars begrenzt werden.

Aus Sicht des Handelsblatts ist die EU als „Bettvorleger gelandet“. Hauptfehler sei Barniers Plan gewesen, zu viel gleichzeitig erreichen zu wollen. Die Ziele, die Marktmacht der Big Four zu brechen und gleichzeitig mehr Qualität in die Wirtschaftsprüfung zu bringen, schlössen sich zum Teil gegenseitig aus.

Quellen: Handelsblatt, 19. Dezember 2013, Printausgabe, Seite 27

Neue Zürcher Zeitung, 18. Dezember 2013, Printausgabe Seite 25

FAZ, 18. Dezember 2013, Printausgabe, Seite 11

Süddeutsche Zeitung, 19. Dezember 2013

http://www.sueddeutsche.de/P5n382/1725292/Alle-zehn-Jahre-ein-Neuer.html