Nur jeder vierte Berufstätige hatte im vergangenen Jahr den Wunsch, sich selbstständig zu machen, wie eine aktuelle Analyse von KfW Research zeigt. Ein Rekordtief. Im Jahr 2000, schreibt die KfW, seien es zum Beispiel noch 45 Prozent gewesen.
Als Grund für das immer weiter schwindende Interesse am Gründen nennt die KfW die außergewöhnlich gute Lage am Arbeitsmarkt. Niemand muss zurzeit – mangels Alternativen auf dem Arbeitsmarkt – eine eigene Firma gründen. Im Gegenteil: Die in vielen Branchen recht ordentlichen Gehälter und Rahmenbedingungen lassen den Wunsch nach Gründungsstress gar nicht erst aufkommen. Und: Gründergeist ist traditionell eine Sache der Jugend und nimmt mit dem Alter ab, weil die finanziellen Verpflichtungen durch Familie, Haus etc. im Laufe der Jahre größer werden. In einer alternden Gesellschaft muss demzufolge die Lust am Unternehmertum schon rein statistisch nachlassen.
Positives konnten die Forscher aber dennoch feststellen: Der Gründerwille des Nachwuchses steigt weiter leicht an. 2018 hätte, sagt die Studie, gut jeder Dritte unter 30 Lust gehabt, sich für die berufliche Selbstständigkeit zu entscheiden. Seit 2012 nimmt dieser Anteil kontinuierlich zu – wenn auch nur sehr, sehr langsam.
Nach wie vor interessieren sich immer noch deutlich mehr Männer in Deutschland für ein eigenes Unternehmen als Frauen. Während sich im vergangenen Jahr 44 Prozent der Männer Selbstständigkeit als berufliche Option vorstellen konnten, waren es bei den Frauen nur 30 Prozent. Trotzdem liegen beide Werte weit unter dem EU-Schnitt: Im EU-15-Mittel zeigten sich 52 Prozent der Männer und 39 Prozent der Frauen an einer Gründung zumindest interessiert. In den USA hat das eigene Unternehmen dagegen einen ganz anderen Stellenwert, wie die KfW feststellt: Dort konnten sich 68 Prozent der Männer und 55 Prozent der Frauen mit der Idee eines eigenen Unternehmens anfreunden.
Quelle: KfW