Seit sich die IT-Branche durch die Digitalisierung gewandelt hat, können sich die indischen Dienstleister nicht mehr auf den niedrigen Lohnkosten in ihrem Subkontinent ausruhen. Denn diese Standortvorteile sind – dank Standardisierung und Automatisierung in der Cloud – nicht mehr ganz so entscheidend. Daher investieren die Big Four der indischen IT-Dienstleister – Tata Consultancy Services (TCS), Infosys, Wipro und HCL – in neue Technologien wie künstliche Intelligenz und Automatisierung, um dem Wettbewerbsdruck von IBM oder Integrationsspezialisten wie Accenture und Cloud-Herausforderern etwas entgegenhalten zu können. Die neuen Fähigkeiten bieten dann die Big Four in anspruchsvolleren und margenstärkeren Dienstleistungen an. Dabei kommen die indischen IT-Dienstleister offensichtlich gut voran.
Sowohl TCS als auch Infosys haben in ihren Geschäftszahlen – das Geschäftsjahr endet immer Ende März – ihre Erwartungen übertroffen. Infosys legte nicht nur ein Allzeithoch hin, sondern hofft, im 2016 weiterhin um 11,8 bis 13,8 Prozent weiter zu wachsen. TCS leidet aktuell unter dem Problem, dass es wegen einer Schadenersatzzahlung knapp eine Milliarde Dollar an Epic Systems überweisen soll. TCS ging in Berufung und soll angeblich mit einer niedrigeren Schadensumme rechnen können. Das Geld würde TCS wohl lieber in den Kauf von Unternehmenszielen in Europa und Amerika stecken: Dort machen die Inder vier Fünftel ihrer Umsätze.
Quelle: Börsen-Zeitung 20. April 2016, Printausgabe, Seite 12