15.000 offene Ingenieursstellen sind derzeit bei der Agentur für Arbeit gemeldet – und doppelt so viele arbeitslose Ingenieure. Das sieht mal nicht nach Fachkräftemangel aus, sondern nach einem Überangebot. Der Berufsverband VDI will diese Relation dagegen nicht gelten lassen. Das Gros der offenen Stellen sei gar nicht bei der Arbeitsagentur gemeldet und der Ing-Arbeitsmarkt gesund.
Und doch deutet, so schreibt die Süddeutsche, einiges darauf hin, dass bei den Absolventen derzeit eher ein Überangebot herrscht und der Technik-Nachwuchs von der Uni den berühmt-berüchtigten Schweinezyklus abbekommt. Der geht, kurz skizziert, so: Ein Fachkräftemangel wird in einem Bereich propagiert, alle studieren das Fach, schwupps sind mehr Kandidaten fertig, als der Markt braucht, und wegen der schlechten Aussichten will in der Folge keiner mehr das Fach studieren, was wieder zum Bewerbermangel führt.
So zitiert der Beitrag gleich zwei Ingenieurdienstleister, die angeben, dass sie offene Positionen zurzeit im Nu besetzen können und deutlich mehr Bewerber als Stellen hätten. Allein im Jahr 2014 wurden etwa 72.000 Ingenieure an der Uni fertig, dreimal mehr als im Jahr 2000. Mittlerweile tummeln sich auf dem Arbeitsmarkt fast eine Million Menschen mit einem Ingenieurabschluss, sagt die Statistik der Arbeitsagentur. Und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung rechnet vor, dass in den letzten drei Jahren die Arbeitslosigkeit unter Maschinenbauern um 60 und bei den E-Technikern um 93 Prozent gestiegen sei. Der VDI kontert: Ja, es gäbe viele Absolventen, gleichzeitig aber auch eine hohe Nachfrage aus der Industrie. Und im Jahr 2020, wenn viele Ingenieure in den Ruhestand gingen und die Zahl der Studierenden insgesamt nachließe, stünde ein gewaltiger Nachwuchsmangel ins Haus.
Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen, stellt der SZ-Beitrag fest. Ingenieur sei nicht Ingenieur. So sei etwa bei den Lebensmittel- und Druckingenieuren die Arbeitslosigkeit nicht gestiegen. Bei den Bauingenieuren sei sie sogar zurückgegangen.
Das Jobguide-Fazit: Da sich im Laufe eines mehrjährigen Studiums die Rahmenbedingungen – sei es durch die Konjunktur, durch Gesetze oder technische Fortschritte – gleich mehrfach ändern können, sollte man als Student wenig auf solche Arbeitsmarktprognosen geben und sich eher nach Neigung für oder gegen sein Studienfach entscheiden. Nur dann wird man gut genug, um das Ganze mit Begeisterung durchzuhalten und auch in mauen Zeiten auf dem Arbeitsmarkt eine Stelle zu ergattern.
Quelle: Süddeutsche
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