Bundesweit gibt es nach Angaben des Verbands Insolvenzverwalter Deutschlands rund 500 hauptberufliche Insolvenzverwalter. Hinzukommen etwa 2.000 Rechtsanwälte, Steuerberater und Wirtschaftsprüfer, die in diesem Feld nebenberuflich aktiv sind. Wegen der stabilen Konjunktur und der Einführung des Gesetzes zur weiteren Erleichterung der Sanierung von Unternehmen (ESUG) im März 2012 müssen sie derzeit alle um Aufträge hart kämpfen.
Der Grund: Im Jahr 2014 ging nicht nur die Zahl der Unternehmenspleiten um sechs Prozent auf 23.800 zurück, auch die Zahl der Privatinsolvenzen sank von 92.000 auf 87.000. Auch 2015 ist keine Pleitewelle zu erwarten. Christoph Niering, Vorsitzender des Verbands Insolvenzverwalter Deutschlands, geht aufgrund der stagnierenden Verfahrenszahlen davon aus, dass sich mittelfristig die Zahl der Insolvenzverwalter halbierten wird: „Es wird mehr Zusammenschlüsse geben, viele Verwalter werden sich wieder verstärkt auf das klassische Anwaltsgeschäft konzentrieren oder die Insolvenzverwaltung ganz aufgeben“, zitiert ihn der Tagesspiegel.
Erste Insolvenzverwalter wie Branchenprimus Schultze & Braun entdecken in der Unternehmensberatung für den Mittelstand ein alternatives Wachstumsfeld. Die Idee: Die Experten greifen ein, bevor es zu spät ist. Gerd Nicklisch, Leiter des neuen Geschäftsbereichs bei Schultze & Braun, definiert es so: Statt um 12, wenn alles zu spät ist, tauchen die Unternehmensberater schon um 11:45 Uhr auf und verhindern, „dass Betriebe in gefährliche Gewässer kommen, in denen andere Firmen an Klippen und Riffen zerschellen“.
Quelle:Tagesspiegel, 25. Februar 2015
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