Chancen: Nach dem Rekordjahr 2008 mit 196 Milliarden Euro Umsatz ging es für Deutschlands Vorzeigeindustrie nach dem Absturz der gesamten Weltwirtschaft bereits 2011 wieder steil nach oben. 188 Milliarden Euro setzten die rund 8.000 vorwiegend mittelständisch geprägten Betriebe mit ihren rund 950.000 Mitarbeitern 2011 und 2012 um. Dass der Umsatz 2012 stagnierte, lag an der Krise in den europäischen Nachbarländern und der leichten Flaute in China.
Nur Pessimisten sprechen vom Abschwung. Nach Einschätzung des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) soll der Knick bei den Auftragseingängen, den die Maschinenhersteller zum Jahreswechsel 2011/2012 ausmachten, spätestens im nächsten Jahr überwunden sein (siehe auch Seite 5). Das ist gut für die Jobs – sie gelten als sicher. Angesichts des Nullwachstums wurden 2012 unterm Strich zwar keine neuen Arbeitsplätze aufgebaut. Doch schon Ende August 2013 beschäftigte die Branche wieder 13.000 Mitarbeiter mehr als 2012.
Zudem befindet sich der Maschinenbau nicht in allen Segmenten in einer Phase der Stagnation. Während beispielweise die Werkzeugmaschinenbauer mit Anlagen für den Autobereich kaum nachkommen, rechnen die Produzenten von Holzbearbeitungsmaschinen sowie die Hersteller von Textilmaschinen mit einem schwächeren Bestelleingang.
Nach Schätzung der Unternehmensberatung Roland Berger wird es noch bis 2013 dauern, bis die Branche insgesamt wieder an das außergewöhnlich hohe Umsatzniveau von 2008 anknüpfen kann.
Drei Megatrends erfordern auf dem Weg dahin den Umbau der bisherigen Geschäftsmodelle:
- Wer im Maschinenbau an der Weltspitze mitmischen will, muss am Wachstum in China beteiligt sein – mit Produktionsstätten vor Ort, aber auch lokaler Forschung und Entwicklung.
- Standardmaschinen werden heute in vergleichbarer Qualität in Fernost gefertigt, aber zu weitaus günstigeren Preisen. Das mittlere Preissegment wächst am stärksten und wird zum globalen Spielfeld. Lediglich Maschinen mit sehr hoher Technologie und geringer Stückzahl können weiter ausschließlich in Deutschland gefertigt und von hier aus in alle Welt exportiert werden.
- Rohstoff- und Energieverknappung fördern den Trend zum Going Green. Hier können deutsche Unternehmen ihre Innovationsfähigkeit in die Waagschale werfen. Der deutsche Maschinenbau ist hier schon gut aufgestellt: Der VDMA prognostiziert, dass die Branche in zehn Jahren Einsparungen erzielen kann, die zur Stromversorgung von 80 Prozent aller Haushalte in Westeuropa ausreichen und die CO2-Emissionen in Deutschland um ein Drittel reduzieren können.
Risiken: Größtes Risiko ist der globale Turbo-Wettbewerb in nahezu allen Segmenten – insbesondere die neue Vormachtstellung Chinas. Fast ein Drittel der Weltproduktion von Maschinen kommt heute bereits aus der Volksrepublik. Das Land ist damit mit Abstand der größte Maschinenproduzent der Welt und der viertgrößte Maschinenexporteur – Tendenz stark steigend. In acht von 32 Teilbranchen ist China sogar schon heute die führende Exportnation – etwa in der allgemeinen Lufttechnik, der Klimatechnik oder bei Baumaschinen.
Der neue Fünf-Jahresplan der Chinesen (bis 2015) spricht eine deutliche Sprache: Die Regierung in Peking will Chinas Wirtschaft weg vom Mengenwachstum hin zur Qualitäts-, Innovations- und Technologieführerschaft steuern. Der Maschinenbau gilt hierbei als Schlüsselbranche. Um unabhängig von ausländischen Technologien zu werden, pusht Peking gezielt einzelne Marktsegmente des Maschinenbaus, zum Beispiel die Produktion von Hydraulikbaggern oder von Kugellagern für Windanlagen.
Chinas Regierung will aber noch mehr: Mit ehrgeizigen Übernahmeplänen, staatlich geförderten Exportversicherungen, großzügigen Finanzierungskrediten für die Kunden chinesischer Maschinenbaulieferanten und besonders preisgünstigen „Gut-genug-Produkten“ will das Reich der Mitte die Weltmärkte erobern – und kommt dabei deutschen Maschinenbauunternehmen immer häufiger in die Quere. Der Riese aus Fernost profiliert sich mehr und mehr als Industrienation, die als High-Tech-Land in der obersten Liga mitspielt.
Offen ist dabei, wie viel Innovation langfristig noch in den heimischen F+E-Abteilungen deutscher Unternehmen stattfinden wird. „Die Unternehmen müssen noch mehr Forschung und Entwicklung in die Schwellenländer transferieren“, urteilt die Beratung Roland Berger. Für findige Köpfe im Maschinenbau heißt das, dass der künftige Arbeitsplatz nicht unbedingt in der Bundesrepublik sein muss. Wer auf eine spannende Karriere hofft, sollte daher in internationalen Kategorien denken – und sich auch so aufstellen.
Julia Leendertse
Langfassung auf
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