Amerikanische Banken haben derzeit Europa im Fokus: Der Brexit zwingt viele von ihnen dazu, für das Europageschäft ihren bisherigen Standort zu verlagern – oft zugunsten Frankfurts. Die größte amerikanische Bank, JP Morgan Chase, hat aber noch weitreichendere Pläne als nur eine Standortverlagerung: Sie will in Frankfurt mehr Personal einstellen, um den deutschen Mittelstand zu erobern.
Den Mittelstand im Visier
Mit ihrem Vorstoß nutzen die Amerikaner geschickt die aktuelle Schwäche der deutschen Banken, die derzeit mehr mit sich selbst als ihrem Geschäft beschäftigt sind. Dabei setzt JP Morgan bei der Akquise von Neukunden auf genau die gleichen Argumente wie die heimischen Großbanken. Als international aufgestellte Bank kann das Haus seine Kunden überall hin begleiten und vom klassischen Investment-Banking über internationalen Zahlungsverkehr und Liquiditätsmanagement bis hin zur Handelsfinanzierung und dem Devisenhandel das komplette Portfolio anbieten.
JP Morgan will Hunderte weitere Stellen in Frankfurt schaffen
Bereits im Frühjahr 2019 hatten die Amerikaner damit begonnen, in der Bankenmetropole Frankfurt ein bis dato 12-köpfiges Team aufzubauen, das sich speziell dem deutschen Mittelstand widmet. Kommt das Geschäft mit den Firmenkunden ins Laufen, sollen weitere Einstellungen folgen. Insgesamt plant JP Morgan bedingt durch den Brexit mit einigen hundert zusätzlichen Bankern in Frankfurt. Knapp 500 Mitarbeiter beschäftigt JP Morgan bereits in dem Hochhaus Taunustor im Bankenviertel der Mainmetropole. JP Morgan ist derzeit im Investmentbanking und in der Beratung zu Fusionen und Übernahmen Marktführer und rangiert auch im Aktien- sowie dem Anleihegeschäft auf den vorderen Plätzen.
Große Investitionen in IT
Vor allem aber investiert das Haus jährlich rund 11,5 Milliarden Dollar in neue IT-Technologien, während deutsche Häuser schon seit Jahren mit der Erneuerung ihrer IT kämpfen, so die FAZ. Langfristig könnten sich bei JP Morgan in Deutschland für karriere-orientierte Banker noch weitere Perspektiven als nur der Mittelstand ergeben: Die Amerikaner wollen auch das Engagement im Geschäft mit vermögenden Privatkunden in Deutschland verstärken.
Quellen: FAZ