Amerikanische Top-Kanzleien zahlen am besten: Bis zu 140.000 Euro Jahresgehalt bieten sie Berufseinsteigern. Laut Branchendienst Juve gibt es über 30 Sozietäten in Deutschland, die frisch examinierten Juristen ein sechsstelliges Einstiegsgehalt bezahlen. Doch immer häufiger stellen die Jungjuristen die Frage nach der Work-Life-Balance und geregelten Arbeitszeiten: Sie wollen auch genügend Freizeit für eine Familie oder für sich, um das Geld auch ausgeben zu können.
„Der Jurist von heute hat keine Lust mehr, dem Berufsleben alles unterzuordnen“, zitiert die FAZ Christoph Naumann von der Kanzlei Watson Farley & Williams. Sein Haus lockt Berufseinsteiger mit einem Jahresgehalt von 90.000 Euro.
Tatsächlich ist die Spanne der Einstiegsgehälter breit, abhängig vom Arbeitgeber. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG etwa tut sich schwer, herausragende Steuerrechtler für sich zu gewinnen. Der Grund: der namhafte Big-Four-Konzern zahlt laut Branchendienst Juve nur ein vergleichsweise mageres Einstiegsgehalt von 50.000 Euro. Dafür sollen die Kandidaten aber so einiges mitbringen, etwa den internationalen Master-of-Laws LL.M.J. Der verrät, dass die Titelinhaber auch noch über exzellente Englisch-Kenntnisse verfügen, weil sie den Abschluss im Ausland, etwa den USA oder Australien gemacht haben. Kein Wunder, dass sich KPMG mit seinem Jahresgehalt von 50.000 Euro schwer tut.
Besser zahlt zwar auch der öffentliche Dienst nicht. Dafür winkt den Bewerbern hier ein sicherer Arbeitsplatz, geregelte Arbeitszeiten eine 39-Stunden-Woche plus Verbeamtung. Und so kommt es, dass selbst eine Versorgungsanstalt des Bundes und der Länder (VBL) auf eine Stellenannonce rund 60 Bewerbungen erhält. Auch eine Richterstelle wird nach Auskunft des Deutschen Richterbundes mit einem Einstiegsgehalt von nur 3.900 Euro pro Monat vergütet.. Das entspricht nur rund einem Drittel des absoluten Spitzengehalts für Einsteiger – aber dafür gibt es garantiert eine ausreichende Work-Life-Balance.
Quelle: FAZ, 25. Mai 2017