Lux-Leaks: Die Wirtschaftsprüfer geraten unter Beschuss

Konzerne zahlen dank raffinierter Steuerkonstruktionen in Luxemburg oft weniger als ein Prozent Steuern. Jetzt geraten auch die Konstrukteure unter Beschuss: die Wirtschaftsprüfer. Allen voran PwC, deren Konstruktionen für 350 Konzerne von der Wirtschaftspresse aufgedeckt wurden.

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Auf 28.000 Seiten dokumentiert das internationale Recherchenetzwerk ICIJ (International Consortium of Investigative Journalists) detailliert die Steuerkonstruktionen, die sich rund 350 Konzerne für Luxemburg von der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft maßschneidern ließen. Das Großherzogtum lockte mit niedrigsten Steuerquoten und so schafften es die Berater, für Konzerne die Steuerlast auf teilweise weniger als ein Prozent zu drücken.

„Alles legal“, betont PwC-Chef Dennis Nally im Interview mit der Wirtschaftwoche. Schließlich seien die CEOs generell gehalten, die Gewinne zu optimieren – und das heiße eben auch, Steuern zu vermeiden. Weil gleichzeitig die Länder im Wettbewerb untereinander um die Gunst der Konzerne buhlen, entstehen zwar legale Steuerkonstruktionen, die aber moralisch höchst fragwürdig sind, weil Konzerne Milliardengewinne an der Steuer vorbeischleusen können. Neben Luxemburg haben sich auch Länder wie die Niederlande und Belgien durch kreative Angebote hervorgetan. Die Idee dahinter: Finanz- und Internetkonzerne erfordern von den Gastgeberländern keine Investitionen in die Infrastruktur wie ein produzierendes Unternehmen – und so können diese im Gegenzug auch ihre Steuerforderungen reduzieren.

Allmählich schießt sich die Presse aber auf die Konstrukteure hinter den Modellen ein, die hinter verschlossenen Türen mit den Ländern raffinierte Konstruktionen aushandeln. Dabei steht PwC zwar aktuell noch alleine am Pranger. Aber, so schreibt das Handelsblatt, dürfte auch klar sein, dass Deloitte, EY und KPMG für ihre Klienten in ähnlicher Weise aktiv gewesen seien. PwC-Chef Nally ging daher im Gespräch mit der Wirtschaftswoche schon mal vorsorglich in die Offensive und forderte ein neues Steuerrecht, das der digitalen Welt gerecht würde. Zuvor hatte PwC versucht, die Veröffentlichung zu verhindern, nachdem das Haus davon Wind bekommen hatte: Die Daten seien durch Diebstahl ans Tageslicht gekommen. Daher hatte PwC über die amerikanischen Anwälte die beteiligten Journalisten vor einer Verwendung der Angaben gewarnt, so das Medium Luxemburger Wort.

Quellen : 

Wirtschaftswoche, 17. November 2014, Print-Ausgabe Seite 20