McKinsey: Wir sind Ergebnispartner, nicht nur Berater

McKinsey-Weltchef Dominic Barton sieht sich im Handelsblatt-Interview lieber als Ergebnispartner statt als Berater. Heute gehe es nicht mehr nur darum, Unternehmen effizienter zu machen, sondern Kundenerlebnisse zu schaffen.

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McKinsey-Weltchef Dominic Barton ist auf der Hut: Sein Beratungshaus ist gerade 91 Jahre alt geworden, die durchschnittliche Lebenserwartung eines Unternehmens, das im weltweit vielbeachteten Aktienindex der Ratingagentur Standard & Poors gelistet ist, lag 1935 bei 95 Jahren, heute nur noch bei 15.

Barton, der seit 2009 an der Spitze von McKinsey steht, beobachtet daher sehr genau die Wettbewerber – und investiert in Digitales, Datenanalyse und Design. So erwarb McKinsey kürzlich zwei Designfirmen. Aus Bartons Sicht sind Kundenerlebnisse entscheidender Faktor im Wettbewerb. „Bei Design geht es nicht nur darum, wie Dinge aussehen, sondern um Abläufe, mit denen sich der Kunde gut fühlt – das Prozessdesign.“ Damit meint er nicht nur effiziente Systeme, sondern auch die Erfahrungen, die Mitarbeiter und Kunden seiner Klienten machen.

Eine Gefahr für McKinsey geht im Wettbewerb – sagt Barton im Handelsblatt Interview – weniger von den Big Four-Gesellschaften aus, die ins Beratungsgeschäft drängen. Gefährlicher sind eher die Datenanalyse-Firmen, die zu Konkurrenten werden könnten. Auch kleine Nischenberater, die sich auf ganz spezialisierte Branchen und Themen konzentrieren, wie zum Beispiel Beratungsboutiquen für Krankenhäuser, behält er im Auge.

Dabei hat McKinsey schon vor sechs Jahren damit angefangen, sein einst von Strategien und Berichten dominiertes Geschäft auf operative Dienstleistungen auszudehnen. Das Honorar fließt nur, wenn McKinsey den Kunden nachweisen kann, dass die Unternehmensberatung beim Klienten auch wirklich etwas bewegt hat.

 „Überhaupt: Ich mag auch das Wort Berater nicht“, verrät Barton dem Handelsblatt und erklärt weiter: „Berater kann sich jeder nennen, wir sehen uns als Ergebnispartner. Wir stellen Denkkapazitäten und Erfahrung bereit, um die Performance einer Organisation schnell und nachhaltig voranzubringen.“

Gerierte sich McKinsey lange Jahre als „Alleskönner“, um die sündhaft teuren Honorare zu rechtfertigen, gab Barton diesmal zu: „Keiner kann alles allein.“ Um im selben Atemzug zu betonen, dass die Klienten McKinsey jedoch wohl kaum beauftragen würden, wenn sie nicht überzeugt wären, dass sein Haus ihnen einen echten Mehrwert bringe. Gerade jetzt, wo die Wirtschaft sich in einer Umwälzungsphase befinde, legten die Firmenkunden großen Wert darauf, über die Projekte Leute an Bord zubekommen, die den Job schon mal mitgemacht haben.

 Und mit noch einem Klischee versucht der McKinsey-Weltchef aufzuräumen –  mit dem Bild von McKinsey als reinem Cost Cutter. Barton wörtlich: „Wenn Sie nur nach einem Sündenbock suchen, um Leute zu entlassen, dann sind wir nicht die Richtigen.“ Als Beleg hierfür beschreibt er die Rolle seines Hauses bei Megafusionen. „Zwei Firmen, zwei Vorstandschefs, meist mehrere aktivistische Investoren – das ist nicht leicht.“ Doch die Klienten könnten darauf vertrauen, dass ihnen McKinsey die Wahrheit sagt, und keine Angst davor hat, sich damit auch in die Nesseln zu setzen. 

Quelle: Handelsblatt, 25. September 2017, Printausgabe S. 20