Mehr Sabbaticals und neue Strategie

Fluktuationsraten zwischen 15 und 20 Prozent gehören bei den großen Strategieberatungen zum Geschäftsmodell. Das Erfolgsprinzip von McKinsey, BCG & Co. lautet: "Up or out". Nur die Besten dürfen bleiben, damit die pyramidenartige Organisationsstruktur - unten die emsigen Arbeiter, oben die Partner - erhalten bleibt.

2012 will McKinsey bis zu 240 neue Berater einstellen. Bereits 2011 nahmen die Meckies 220 Neue an Bord. Da die Kopfzahl der Berater insgesamt jedoch konstant bei 1.300 blieb, wie FAZ und Handelsblatt melden, muss es auch Abgänge in gleicher Höhe gegeben haben.

Keine Power-Point-Schlachten und "Kinderkreuzzüge", dafür mehr praxisnahe Umsetzung - so heißt lautet die neue Strategie des Marktführers in der Unternehmensberatung. 2012 plant McKinsey hierzulande bis zu 240 neue Berater einzustellen. Dabei lege Deutschlandchef Frank Mattern wert auf ein "abgerundetes Persönlichkeitsprofil", schreiben die Zeitungen. Wer bereits Berufserfahrung sammeln konnte, hat also bessere Chancen.

Seinen Mitarbeitern bietet McKinsey seit diesem Jahr etwas Neues: Alle Berater können künftig in jedem Jahr bis zu drei Monate Auszeit nehmen, um ein persönliches Projekt zu verwirklichen - von der Weltreise bis zur ehrenamtlichen Arbeit. Und auch beim Geschäftsmodell gibt es Änderungen: Die "Meckies" bieten fortan nicht mehr nur reine Strategieberatung an, sondern begleiten ihre Kundschaft auch bei der Umsetzung von Strategien und Veränderungsprojekten. Im Sommer 2011 startete der Beratungsprimus zudem nahe München sein weltweit erstes "Capabilty Center". Dort sollen Mitarbeiter von Beratungskunden im realistischen Umfeld trainieren, wie man Rotwein übers Internet verkauft oder die Abläufe in einem Call Center verbessert. Weitere Capabilty Center sollen demnächst in Lyon, Atlanta und Singapur entstehen. Zwar lassen sich mit solchen Schulungen bei weitem nicht die hohen Tageshonorare erzielen, die die Meckies von der klassischen Strategieberatung her gewohnt sind. Doch der Marktführer habe erkannt, dass "das klassische Geschäftsmodell der Strategieberatungen, das auf ständiges Wachstum zielt, an seine Grenzen gestoßen ist", urteilt Dietmar Fink, Professor für Unternehmensberatung an der Hochschule Bonn Rhein-Sieg.

McKinsey erfindet sich deshalb neu: Verstärkt beraten werden sollen Unternehmen, die kurz vor oder in einer Liquiditätskrise stecken. Stärker ins Visier genommen hat die Beratung zudem den Bereich Soziale Netzwerke: NM Incite, ein Joint Venture zwischen der McKinsey und dem Marktforscher Nielsen, wertet 120 Millionen soziale Medien wie Facebook, Blogs und Microsites über die vergangenen zwei Jahre aus. So sollen McKinsey-Kunden erfahren, wie sie von Internetnutzern wahrgenommen werden. Das Beratungshaus hilft ihnen dann, die Netzwerke für Innovationen, Produktentwicklung und Rekrutierung besser zu nutzen.

(06.02.2012) Quellen: Handelsblatt, FAZ (Kostenpflichtig)

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