Neue Studien: Chefinnen sind gut gerüstet, kommen beim Personal aber schief an

Mehr Frauen in Führungspositionen – das haben sich Wirtschaft, Politik und Gesellschaft unisono vorgenommen. Dass das einerseits sinnvoll, andererseits aber noch ein weiter Weg bis dahin ist, belegen zwei aktuelle Studien.

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Zunächst mal kommt eine schwedische Studie zu dem Ergebnis, dass Frauen für die aktuellen und künftigen Anforderungen an Führngspositionen besser gerüstet sind als Männer, meldet ein Tagesschau-Beitrag mit Verweis auf das ARD-Studio Stockholm. Für die Studie hatten Forscher des Sozialforschungsinstituts der Universität Stockholm neun Führungseigenschaften definiert: autoritär, selbstsicher, kämpferisch, kompetent, mutig, ergebnisorientiert, flexibel, umsichtig und teamfähig.

Diese Eigenschaften legte man 5.500 Mitgliedern der schwedischen Chef-Gewerkschaft Ledarna vor und ließ sie priorisieren. Das Ergebnis: Kompetenz und Kooperationswilligkeit seien heutzutage beispielsweise für Manager unerlässlich – Attribute, die im Rahmen der Studie eher als weibliche Eigenschaften verstanden wurden. Frühere Must have-Eigenschaften für Chefs – und eher männlich besetzt – wie kämpferisch und selbstsicher rangierten in der Wichtigkeitsliste dagegen deutlich weiter hinten.

Mit Blick aufs Anforderungsprofil könnten die Startbedingungen für Managerinnen also kaum besser sein. Wenn es also nicht an den Softskills hapert, woran dann? Dieser Frage gingen aktuell ein Forscher des Middlebury College in den USA und das Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) in Bonn nach und fanden eine mögliche Erklärung: Geschlechterdiskriminierung durch Untergebene.

Die Forscher vergaben für die Studie online Arbeitsaufträge an 2.700 Beschäftigte. Anschließend erhielten diese Mitarbeiter schriftlich Feedback zu ihren Leistungen – einige von einem (fiktiven) Mann, andere von einer (fiktiven) Frau, willkürlich verteilt. Und siehe da: Die Jobzufriedenheit der Mitarbeiter ging bei negativer Kritik erwartungsgemäß zurück – allerdings um 70 Prozent stärker, wenn das schlechte Feedback von einer Chefin kam. Zudem verdoppelte sich bei ihnen die Zahl der Mitarbeiter, die nicht mehr mit der Firma zusammenarbeiten wollten. Und: Die Managerinnen wurden gleichermaßen von männlichen wie weiblichen Arbeitskräften diskriminiert, stellt das IZA fest.

Die Forscher nehmen an, dass dahinter geschlechtsspezifische Erwartungen an den Führungsstil stecken: Lob werde, so schreibt das IZA, dreimal häufiger mit weiblichen Führungskräften assoziiert als mit männlichen Chefs. Umgekehrt werde negative Kritik doppelt so oft Männern zugeschrieben als Frauen. Das IZA schließt daraus: Werden kritische Chefinnen diesen Rollenerwartungen nicht gerecht, sind Mitarbeiter eher enttäuscht und reagieren heftiger.

Jobguide-Meinung: Geschlechterparität in den Chefetagen fängt in unserer aller Köpfe an. Es kommt für mehr Diversity nicht allein darauf an, wer und wie auf Managementebene befördert wird. Auch in den Köpfen der Mitarbeiter müssen alte Zöpfe abgeschnitten werden.

 

Quelle: Tagesschau, IZA