Die Wirtschaftsprüfer müssen in der Schweiz mit neuen Herausforderungen fertig werden. Wie seit einiger Zeit auch in der Europäischen Union müssen Schweizer Unternehmen Prüfungsmandate künftig in kürzeren Abständen neu ausschreiben. Deshalb drohen vor allem den etablierten Wirtschaftsprüfern lukrative Mandate verloren zu gehen. Noch dazu bieten sich die Big Four auf dem Schweizer Prüfermarkt einen erbitterten Preiskampf. Eine Ursache hierfür ist die hohe Preistransparenz: In der Schweiz müssen Unternehmen alle Prüf- und Beraterhonorare im Geschäftsbericht offenlegen, weshalb es Konkurrenten besonders leicht fällt, amtierende Wettbewerber zu unterbieten.
Die Folgen bekommt vor allem der Schweizer Marktführer PwC zu spüren. Im Geschäftsjahr 2014/2015, das Ende Juni zu Ende ging, hat PwC laut Schweizer Tagesanzeiger sein ursprünglich angestrebtes Budget „verfehlt“. Offiziell werden die Zahlen erst im Laufe des Septembers kommuniziert. Schon jetzt aber wurde laut, dass der Umsatz gemäß Prognosen bis zu 15 Prozent unter Budget und damit niedriger ausfallen wird als noch im Vorjahr. Schlechter abgeschnitten haben sollen gleich alle drei PwC-Bereiche: Wirtschaftsprüfung, Wirtschaftsberatung sowie Steuer- und Rechtsberatung.
Als Branchenprimus ist PwC besonders vom scharfen Konkurrenz- und Preiskampf betroffen, aber auch Opfer des eigenen Erfolgs. Zu lange hätte sich PwC auf den eigenen Lorbeeren ausgeruht, zitiert der Schweizer Tagesanzeiger kritische Stimmen. Die hohen Stundensätze der Partner seien in der Wirtschaft nicht mehr akzeptiert ebenso wie die Strategie, Jungberater in Projekten einzusetzen, während die Mandanten nach erfahrenen Hasen verlangten. Besonders scharf attackiert Deloitte die Schweizer Nummer eins. Deloitte jagt PwC nicht nur gute Leute, sondern auch Mandate ab. Deloitte war vor allem im Kampf um lukrative Beratungsmandate für Banken rund um die US-Steuerregulierungen erfolgreich, während es PwC nicht im ausreichendem Maße gelungen sein soll, die verloren gegangenen Mandate durch neue zu ersetzen.
Quelle: Tagesanzeiger, 27. August 2015
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