Red Associates: Beratung durch Philosophen

Statt auf Heerscharen von Betriebswirten setzt die Unternehmensberatung Red Associates auf den Blick von Ethnologen, Soziologen, Historikern oder Philosophen. Damit trifft die Wirtschaftsberatung einen Nerv, schreibt das Handelsblatt.

Hinter der ungewöhnlichen Personalpolitik von Red Associates steckt ein besonderer Beratungsansatz. Firmengründer Mikkel Rasmussen will mit seinen Beratern nicht herausfinden, was für seine Kunden nützlich ist, sondern was für sie eine Bedeutung hat. Und das könnten Exoten – so meint Ramussen – besser erkennen als BWLer. Mit dieser Philosophie setzt Red Associates heute einen dreistelligen Millionenbetrag um und erzielt eine Rendite von 20 bis 25 Prozent. Seit 2008 in New York mit einem Büro vertreten, steigerten die Consultants die Kundenzahl von drei auf 15, darunter Intel und Ford. Zu den weiteren Kunden zählen auch Lego und Adidas, für die das Team erarbeitet, was Kunden wünschen. Daraus lässt sich besser ableiten, wie Produkte aussehen sollen. Aktuelles Beispiel ist Adidas, in deren Auftrag die Berater-Exoten herausfinden wollen, was den Deutschen an Fußball gefällt. Diese Einsichten helfen den Designern von Adidas, die neuen Trikots für die Nationalelf anlässlich der Europameisterschaft 2016 zu entwerfen.
Ganz neu ist die Idee nicht, mit Exoten in der Beratung aufzutreten. The Boston Consulting Group (BCG) setzte von je her auf Querdenker. Bei BCG stammen 50 Prozent der Berater nicht aus dem Bereich der Wirtschaftswissenschaften. Wie Red Associates setzt BCG auf Absolventen aus allen Studienrichtungen – und die Konkurrenz um fähige Berater ist groß. Ganz ohne betriebswirtschaftliche Kenntnisse kommen die Exoten aber auch nicht aus: Red Associates schickt sie nach dem Eintritt in einen sechsmonatigen Crashkurs, um beispielsweise eine Bilanz lesen zu können.

Quelle:
Handelsblatt, 29. Oktober 2015

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