Roland Berger-Chef Wittig tritt zurück

Mit dem Rücktritt von Martin Wittig, Chef der Unternehmensberatung Roland Berger, brodelt die Gerüchteküche auf. Denn seit Wochen wird über einen Verkauf der Unternehmensberatung an Wirtschaftsprüfer Deloitte spekuliert. Nach einem Treffen Anfang Mai beschlossen die rund 250 Partner, alle Möglichkeiten für die weitere Strategie prüfen zu lassen, meldet das Handelsblatt.

Demnach stehen die Partner einer Übernahme wieder aufgeschlossener gegenüber, nachdem 2010 schon einmal Fusionsverhandlungen mit Deloitte geplatzt waren. Hauptthema bleibt die Eigenständigkeit von Deutschlands einziger Beratung mit Weltruf, schreibt die FAZ. Die Angst, in dem anglo-amerikanisch geprägten Großapparat unterzugehen, ließ damals die Partner in einer denkwürdigen Sitzung gegen den Verkauf stimmen. Die Bedenken existieren zwar immer noch, nur ist auch klar, dass Roland Berger seinen Größennachteil in der Beratung globaler Kunden gegenüber McKinsey und Boston Consulting Group, die in der Breite besser aufgestellt sind, unter dem Dach einer großen Wirtschaftsprüfung ausgleichen könnte.

Sorge macht den Partnern aber auch der Preis: Die vorliegenden Angebote lägen maximal bei dem 1,3fachen des Jahresumsatzes. Der soll nach einem schwachen Jahr mit Ausnahme des französischen Marktes bei weniger als 500 Millionen Euro liegen. Allerdings äußerte sich kein Unternehmenssprecher zu Deloitte oder anderen Kaufinteressenten. Die Entscheidung über den Verkauf obliegt dem fünfköpfigen Executive Committee. Spätestens in sechs bis acht Wochen will das Gremium eine Lösung vorlegen – allerdings unter einem neuen Chef. Denn Martin Wittig hat aus gesundheitlichen Gründen sein Amt niederlegt. „Ich brauche dringend eine Auszeit, um mich einer nicht mehr aufschiebbaren medizinischen Behandlung zu unterziehen“, erklärte der 49-jährige und will sich für ein paar Monate zurückziehen. Seine Arbeit übernimmt Burkhard Schwenker, der bereits von 2003 bis 2010 die Geschicke Roland Bergers leitete und seitdem Aufsichtsratsvorsitzender der Unternehmensberatung war.

Quelle: Handelsblatt, 5. Mai 2013, FAZ, 5. Mai 2013