SAP: Mit Innovationen und neuer Kultur in die Zukunft

SAP-Gründer Hasso Plattner zwingt seinen Konzern, auf die entscheidenden Zukunftsfelder der elektronischen Datenverarbeitung zu setzen: Cloud Computing und Big Data. Erste innovative Programme stehen schon. Gleichzeitig bereitet er das Unternehmen mit seinen 65.000 Mitarbeitern weltweit auf die Nach-Plattner-Ära vor und will eine neue Unternehmenskultur aufbauen, die SAP als Arbeitgeber für Nachwuchstalente attraktiver machen soll, schreibt die Wirtschaftswoche.

Seit Plattner 2003 vom Vorstandsvorsitz auf den Chefsessel des SAP-Aufsichtsrats wechselte, legt er seine Kontrollfunktion eher amerikanisch aus: Der Gründervater geriert sich mehr als Chef als als unabhängiger Kontrolleur. Über sein Potsdamer Hasso-Plattner-Institut (HPI) lässt er Studenten neue Software-Prototypen entwerfen und Trends mitbestimmen. Und über seinen Firmensitz im kalifornischen Palo Alto greift er als Aufsichtsratschef direkt in das Tagesgeschehen des Walldorfer Unternehmens ein. Mit Erfolg: Mit Hana entwickelte SAP eine revolutionäre Datenbanktechnologie, die Datenanalysen schon im Arbeitsspeicher erledigt statt wie üblich auf der Festplatte. Das spart gigantische Zeitvolumina und ermöglicht beispielsweise sekundenschnelle Überprüfungen von Bilanzen, für die sonst nächtelange Rechenarbeiten anfallen. 400 Millionen Euro setzte SAP mit Hana 2012 um, 650 bis 700 Millionen Euro sollen es 2013 werden.

Gleichzeitig sollen die Programme des Walldorfer Softwaregiganten bedienerfreundlicher werden. So entwickeln Designer die neuen Oberflächen von neuen Programmen, um das Image einer absoluten Bedienerunfreundlichkeit loszuwerden. Nicht zu Unrecht: Die SAP-Programme gelten technologisch als topinnovativ, machen es aber den Bedienern selten leicht. Auch im Vertrieb denkt Plattner über neue Wege nach und hat ins Auge gefasst, Shops ähnlich wie Apple zu eröffnen oder Software nicht nur als Paket, sondern auch in Modulen zu vertreiben. 

Für den avisierten Erfolg benötigt das Unternehmen aber neue Talente – und hier hat Plattner SAP vorgeschrieben, zu einer „Happy Company“ zu werden, einem Unternehmen, in dem man wieder gern und zufrieden arbeitet. Daran mangelt es aber noch. „Wir haben fantastische neue Produkte, liegen aber nicht auf einer Ebene mit Google oder Apple“, moniert Plattner im Wiwo-Interview. Zu bürokratisch, zu unübersichtlich sei SAP geworden und das müsse sich ändern. Plattner will daher ein schnelleres und direkteres Talentmanagement aufbauen und am Image als attraktiver Arbeitgeber feilen. In der Liste der beliebtesten Arbeitgeber kam SAP bei Umfragen unter Betriebswirten nicht einmal unter die Top 50, bei Ingenieuren gerade mal auf Platz 34.