Über Jahrzehnte standen die großen Gaskraftwerke von Siemens weltweit für deutsche Ingenieurkunst. Jetzt aber – mit der Energiewende – sind kleine, dezentrale Lösungen gefragt. Die Kraftwerkssparte kriselt. Um nicht als Industrie-Dinosaurier zu enden, stößt Siemens seine Energietechniksparte deshalb ab. Siemens will das Unternehmen mit mehr als 80.000 Mitarbeitern und 30 Milliarden Euro Umsatz an die Börse bringen.
Der Münchner Industriegigant baut radikal um und verabschiedet sich von alter Größe. Auf den Finanzmärkten sind traditionelle Mischkonzerne out. Pure Player, die auf ein Geschäft fokussiert sind, gelten in disruptiven Zeiten als wendiger und schneller. Siemens will sich künftig auf Digitalgeschäfte konzentrieren und sich nicht mehr primär im Wettbewerb mit General Electric oder ABB, sondern mit Plattformbetreibern wie Amazon und Microsoft messen. Schon heute ist Siemens als Weltmarktführer in der Industrieautomatisierung und bei Industriesoftware gut positioniert.
Neuer Industriekern von Siemens sollen die zwei verbleibenden Konzernsparten Digital Industries und Smart Infrastructure werden. Als Wachstumsfelder gelten etwa die Infrastruktur für Elektromobilität, dezentrale Energiesysteme und Energiespeicher. Bis 2023 möchte Siemens 20.500 neue Stellen schaffen. Gleichzeitig baut der Konzern weltweit mehr als 10.000 Stellen ab.
Quellen: Handelsblatt, 8. Mai; Handelsblatt, 9. Mai; Capital, 9. Mai; WAZ, 9. Mai