Streit um Verhaltenskodex für Versicherer

Um das angekratzte Image der Versicherungswirtschaft aufzupolieren, legte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) im November 2012 einen neuen Verhaltenskodex auf. Der blieb zwar erwartungsgemäß zahm, doch über die Form der regelmäßigen Überprüfung, ob der neue Kodex auch eingehalten wird, streiten sich jetzt Versicherungswirtschaft und Wirtschaftsprüfer, meldet die Süddeutsche Zeitung.

Die Marschrichtung war eigentlich klar: Nach Pleiten von Vertriebsfürsten wie der inzwischen pleite gegangene Mehmet Göker und den Ergo-Sexreisen wollte sich die Versicherungsbranche ein besseres Image verpassen. Der Kodex sah daher vor, künftig nur noch klare und verständliche Versicherungsprodukte anzubieten und das Kundenbedürfnis in den Mittelpunkt der Beratung und Vermittlung zu stellen. Weil aber Verbraucherministerin Ilse Aigner signalisierte, dass der Kodex überprüft werden müsse, schrieb der GDV eine im Rhythmus von zwei Jahren wiederkehrende Überprüfung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft in den Kodex.

Jetzt rudern Vertreter des GDV zurück. Während die Wirtschaftsprüfer eine Funktionsprüfung durchführen wollen, also prüfen wollen, ob die Versicherung tatsächlich den Kodex anwendet, will der GDV lieber eine reine Existenzprüfung. Die Wirtschaftsprüfer sollen nur schauen, ob ihn das Unternehmen tatsächlich eingeführt hat, aber nicht, ob es ihn auch befolgt. Außerdem – eine Horrorvorstellung für die Versicherungen – planen die Wirtschaftsprüfer, die Berichte auch zu veröffentlichen. So wollen sie vermeiden, durch Persilscheine für Versicherer mit dubiosen Vertriebsmethoden ihren eigenen Ruf zu ruinieren. Strittig ist zudem die Kostenfrage: Mindestens 50.000 Euro, in Einzelfällen aber auch 600.000 Euro stehen im Raum, schreibt die Süddeutsche Zeitung. Schließlich seien manche Wirtschaftsprüfer geschäftstüchtig. „Wir haben gleich das Angebot bekommen, uns in diesen Fragen doch intensiv beraten zu lassen, das macht dann ein anderer Teil der Wirtschaftsprüferfirma“, zitiert die Zeitung einen Vorstand. Eine Arbeitsgruppe von Vertretern des GDV und dem Institut der Wirtschaftsprüfer soll jetzt einen Weg aus der verfahrenen Situation finden.

Quelle: Süddeutsche Zeitung, 02. Mai 2013, Print-Ausgabe Seite 20.