Umbau ohne Personalabbau bei PwC

Prüfung auf Knopfdruck, automatisierte Steuererklärungen, Lösungsansätze statt Beratungskonzepte – die Digitalisierung zwingt PwC zum Umbau. Das soll ohne Personalabbau erfolgen, aber mit neuem Anforderungsprofil für künftige Kollegen, schreibt die FAZ.

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Der technische Fortschritt macht es möglich: Bei Mandanten mit integrierten SAP-Systemen kann PwC schon heute von außen im Rahmen einer Abschlussprüfung die internen Prozesse automatisch erfassen und so prüfen, „ob das Unternehmen seine Kontrollen vorschriftsmäßig durchführt“, zitiert die FAZ Harald Kayser, Chief Digital Officer bei PwC.

Im Kampf um Wirtschaftsprüfungsmandate ist ein neuer Wettbewerb entbrannt. Und lange dauert es nicht mehr, bis Deutschlands größter Wirtschaftsprüfer PwC kleinere Mandanten vollautomatisch prüfen kann. Statt wie bislang reine Routinearbeiten an preisgünstige Shared-Service-Center auszulagern, werden diese zurzeit noch boomenden Zentren, in wenigen Jahren mit dem zunehmenden Trend zur vollautomatisierten Prüfung verkleinert werden. Die Digitalisierung findet aber auch in der Steuerberatung mit vollautomatisierten Steuerklärungen ihren Widerhall.

In der Unternehmensberatung sind statt monatelanger Strategieprojekte heute Lösungsansätze binnen weniger Stunden gefragt. Wie auch bereits andere Beratungshäuser setzt PwC hier auf sogenannte „Experience Center“. „Früher hatten Berater Monate Zeit für eine Lösung, heute stehen uns dafür oft nur Stunden zur Verfügung“, erklärt Chief Digital Officer Kayser. In dem von PwC in Frankfurt eröffneten Erfahrungszentrum bringt das Haus nun die speziellen Branchen- und Geschäftserfahrungen seiner Kunden mit den technologischen Möglichkeiten von Kooperationspartnern wie SAP, Salesforce, Google oder Siemens zusammen. Aufbauend darauf entwickeln die Berater und Digitalexperten von PwC kreative und kundenorientierte Lösungen in kürzester Zeit, die anschließend in der Praxis perfektioniert werden. Da es sich um keine perfekten Lösungen, sondern ausschließlich um Lösungsansätze handelt, wird sich die Entlohnung in der Beratung verändern – weg von Stundensätzen hin zu Lizenzmodellen.

Für PwC-Deutschland-Chef Norbert Winkeljohann ist klar: Will sein Haus weiter erfolgreich sein, muss er sein Unternehmen in allen Sparten umbauen.

Die gravierende Umgestaltung soll aber nicht mit Personalabbau verbunden sein. Klar ist, dass die Künstliche Intelligenz den Prüfern und Beratern Routinearbeiten abnehmen kann. Sie können sich dafür im Gegenzug auf die Lösungen komplexer Probleme oder die Entwicklung neuer Softwareanwendungen konzentrieren. Damit wandelt sich aber das Anforderungsprofil der PwC-Mitarbeiter. Technik-Know-how rückt in den Fokus. Das lässt sich auch schon an der aktuellen Einstellungsstatistik ablesen. Von den 2.210 Neueinstellungen im Geschäftsjahr 2016/2017 hatte jeder Vierte (550) bereits eine naturwissenschaftliche Ausbildung vorzuweisen. Insgesamt stieg die Zahl der Stellen bei PwC um 263 auf 10.627.

PwC steigerte seine Gesamtleistung um zehn Prozent auf 2,09 Milliarden Euro. Auf die Sparte Wirtschaftsprüfung entfielen im Geschäftsjahr 2016/2017 743,3 Millionen Euro bei einem Plus von knapp zwei Prozent. Im Beratungsgeschäft legte PwC um 18 Prozent auf 781 Millionen Euro zu. Im Geschäftsjahr 2017/2018 rechnet Norbert Winkeljohann mit einer Umsatzsteigerung im hohen einstelligen Bereich – um die zehn Prozent. 

Quelle: FAZ, 12. Oktober 2017, Printausgabe Seite 25