Autos, die von alleine fahren, müssen wissen, wo sich die anderen Verkehrsteilnehmer befinden, die Situationen erkennen und entsprechend reagieren. Dafür braucht es Kameras, Radar- und Infrarotgeräte, aber vor allem eine Software, die diese Daten zusammenbringt, auswertet, Muster daraus ableitet und das Fahrzeug für alle sicher durch den Verkehr lenkt. Der Kern der Autoindustrie wird damit nicht mehr das Bauen von Motoren mit einer Karosserie drumherum sein, sondern Software.
Vor dem Wandel zum IT-Unternehmen steht auch Volkswagen. Das Unternehmen beschäftigt weltweit schon jetzt 11.000 IT-Spezialisten, braucht aber noch viel mehr. Weil hierzulande Fachkräfte fehlen, schlägt VW eine Doppelstrategie ein. „Wir bauen an allen Standorten kontinuierlich Softwareentwickler auf“, erklärt VW-Chef Herbert Diess im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS). In Wolfsburg gründete der Konzern seine eigene Software-Akademie „Fakultät 73“, um selbst Programm-Entwickler auszubilden. Außerdem kooperiert der Konzern mit Softwaregiganten, allen voran Microsoft und gründet dafür Entwicklungszentren in Seattle und China. Microsoft, so die Hoffnung, soll das Auto mit dem Internet und der Cloud verbinden. Eine auch für Microsoft lukrative Partnerschaft, bringt doch VW jedes Jahr mit seinen Neuwagenkäufern rund zehn Millionen Autobesitzer ins Netz.
Geht diese Entwicklung weiter, so könnte VW in Zukunft mehr IT-Ingenieure als Maschinenbauer und Fahrzeugtechniker beschäftigten. „Das könnte passieren“, sagte Diess der FAS, „aber vielleicht noch nicht in zehn Jahren“. Er begründet dies damit, dass die Menschen noch auf längere Zeit ein Fahrzeug mit Verbrenner brauchen, um mobil zu sein und die Fahrzeugindustrie wesentlich längere Produktzyklen als beispielsweise ein Smartphone-Hersteller hat. Fünf bis sieben Jahre dauert ein Autoleben, was Autokonzernen wie VW Zeit gibt, sich anzupassen, auch um den durch die Digitalisierung aufgezwungenen Wandel abzuarbeiten.
Quellen: Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 30. September 2018, Printausgabe Seite 25