„Nur mit einer Expertise aus Abschlussprüfung, Betriebswirtschaft und Branchenkenntnis werden wir zum echten Sparringspartner des Aufsichtsrats“, umschreibt Naumann die künftige Rolle der Wirtschaftsprüfer. Und sie müssten sich zu einem Anbieter von Bestätigungsleistungen aller Art weiterentwickeln. Damit ginge das Angebot über die gesetzlich vorgeschriebene Prüfung weit hinaus und bewege sich hin zu einer Art Zertifizierer.
Prüfer, Berater und Zertifizierer in einem – mit diesem neuen Bild will das IDW nicht zuletzt das Image der Branche stärken und für den akademischen Nachwuchs attraktiver machen. Denn die Zahlen der Absolventen sinken, eine Karriere als Berater scheint verlockender als eine Karriere als Prüfer. Dabei gehörten beratende Aufgaben schon zu den Ursprüngen. „Wirtschaftsprüfer waren immer auch betriebswirtschaftliche Berater und Begleiter ihrer Mandanten und nicht nur Auditor“, sagt Naumann.
So müssten Wirtschaftsprüfer künftig mehr auf Risiken in den Märkten und den Geschäftsmodellen hinweisen, etwa wenn ein Mandant Geschäftsverbindungen mit Krisenländern unterhält. Ein typisches Beispiel sei auch die Abzinsung von Pensionsrückstellungen, die zu erheblichen Mehrbelastungen führe, weil der Staat immer noch mit alten Zinssätzen operiere und das zu einer Besteuerung von Scheingewinnen führe. Mit einer Verbreiterung der Aufgaben werde verhindert, dass die Wirtschaftsprüfer gegenüber den Beratern weiter an Boden verlieren. Das Ziel: Mandanten sollen die Wirtschaftsprüfer nicht beauftragen, weil sie müssen, sondern weil sie die angebotene Beratung wertschätzen.
Quelle: FAZ, 12. August 2013, Printausgabe Seite 21.